Die Aufforderung „Global denken – lokal handeln“ ist für meine Frau und mich mehr denn je von zentraler Bedeutung. Beim Nachdenken über die Zukunft unserer beiden Enkelmädchen stelle ich mir oft Omas und Opas in den verschiedensten Orten auf unserer Erdkugel vor, die sich ähnlich wie wir Gedanken und zunehmend Sorgen machen.
Die Medien präsentieren uns wie immer in erster Linie „bad news“ (aus ihrem Verständnis sind das ja „good news“): Kriege, Katastrophen, Unfälle, Tote und zuletzt gescheiterte Klimakonferenzen, Streit unter und zwischen den Parteien.
Gemeinsam mit den Werbeeinschaltungen verzerrt diese „veröffentlichte Meinung“ den erlebten Alltag stark ins Negative. Misstrauen, Resignation und Vereinzelung sind nur drei der entsprechenden Reaktionen auf uns konsumierende Menschen. Das Gegeneinander wird fast als „normal“ betrachtet, das Gemeinsame tritt in den Hintergrund, „Solidarität“ wird zum „Fremdwort“.
Dabei gibt es zumindest zwei Argumente, die eigentlich für eine stärkere Betonung von Solidarität sprechen:
1. Erkenntnisse der Wissenschaft, dass der Mensch auf die Gemeinschaft angewiesen ist, dass sowohl in unseren Genen als auch im Gehirn noch mehr als vermutet die Voraussetzungen für das Gemeinsame und Positive vorhanden sind und 2. WIR HABEN NUR DIESE EINE GEMEINSAME ERDE!!! Daher muss das Trennende in den Hintergrund treten, um sie gemeinsam für die kommenden Generationen zu bewahren!
Für 2010 habe ich mir deshalb vorgenommen, mich im „lokalen Handeln“ noch stärker als bisher an diesem Ziel zu orientieren. Der Begriff „lokal“ bedeutet für mich mein Verhalten als Konsument und – im Bild von „konzentrischen Kreisen“- als Bewohner eines Zinshauses (Zur Spinnerin 2), eines Grätzls („Triesterviertel“), eines Wiener Bezirks (Favoriten), sowie als Wiener, Österreicher und Europäer.
Diesen Vorsatz für das kommende Jahr konkretisiere ich an einem Beispiel, das derzeit in den meisten Medien für Schlagzeilen sorgt: Der Zusammenschluss des Kärntner BZÖ (nun FPK) mit der Bundes-FPÖ. Viele Menschen erwarten für die kommenden Monate vor der Wiener Gemeinderatswahl am 10.10. wieder eine entsprechend „schmutzige“ Auseinandersetzung vor allem zwischen der Häupl-SPÖ und der Strache-FPÖ. Im Kontrast dazu werde ich mich jedoch im Rahmen der Plattform „MACH MIT! im Triesterviertel“ weiterhin um eine möglichst positive und konstruktive Zusammenarbeit mit Favoritner FPÖ-PolitikerInnen bemühen. Gerade mit Angehörigen jener Partei, deren Programm und mediale Präsentation von meinen persönlichen Werten mir am weitesten entfernt scheinen, stelle ich immer wieder überraschende Gemeinsamkeiten bei persönlichen Gesprächen und konkreten Vorhaben fest.
Und auch bei der Favoritner FPÖ gibt es schließlich Opas und Omas, die sich Gedanken über die Zukunft ihrer schon vorhandenen oder noch kommenden Enkerln machen und damit auch über die Zukunft unserer einzigen Erde! Ich glaube daran, dass diese Gemeinsamkeit eine gute Basis für konstruktive Gespräche „auf gleicher Augenhöhe“ sein kann.
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Sehr geehrter Herr Endl!
Herzliche Gratulation zu diesem Schreiben und zu Ihren süßen Enkel!
Was meinen Sie, daß die SPÖ sich als große Retterin der Heubergstätten-Problematik sieht. Es wurde ein Flugblatt verteilt. Im Jahre 2005 war das gleiche „Spiel“ mit der „Zieselwiese“! Was steckt da dahinter?
Liebe Grüße und einen schönen Jahreswechsel wünscht, Bernd Zeißel
Sehr geehrter Herr BVStv.Zeißel,
vielen Dank für Ihren freundlichen Kommentar!
Zu den genannten Beispielen habe ich nicht so viele Informationen über die sachlichen und parteipolitischen Hintergründe wie beim Eisring-Süd-Areal, da sie außerhalb „meines“ „Triesterviertels“ gelegen sind. (Näheres zum Thema „Eisring“ unter http://www.dorfwiki.org/wiki.cgi?Triesterviertel/PlattformAktivitäten/EisringArealPlanung )
Ich vermute jedoch, dass in Wien solche Projekte sehr oft nach ähnlichem „Muster“ geplant und durchgeführt werden. (Näheres zum Begriff „Muster“, wie ich ihn verstehe, unter http://de.wikipedia.org/wiki/Christopher_Alexander)
Sie, sehr geehrter Herr BVStv.Zeißel, nennen es „das gleiche Spiel“ und fragen mich, was meiner Ansicht nach „dahinter steckt“.
Meine Antwort lässt sich sehr kurz in zwei Sätzen beschreiben:
1. Eine machtverwöhnte, abgehoben agierende SPÖ-Funktionärsschicht betrachtet Wien als ihren persönlichen Besitz + politische „Erbpacht“ und nennt das „repräsentative Demokratie“.
2. Zunehmend viele Menschen lassen sich aber nicht mehr „für blöd verkaufen“ und ziehen sich entweder zurück ins „Private“, wählen (oft aus Empörung) hauptsächlich FPÖ oder engagieren sich (z.B. wie ich) zivilgesellschaftlich.
Mit herzlichen Grüßen, Fritz Endl 🙂
Hallo Fritz,
man muss nur sagen dass es einen himmelhohen Unterschied von „Mustern“ im Sinn von „immer das gleiche Spiel“ und Mustern von Alexander gibt. Alexander wollte ja wissen ob Muster nicht nur der Verhinderung und Verzögerung existieren, sondern auch Muster aus denen sich erfolgreiches (nicht nur für einzelne Individuen, auch nicht nur für eine politische Klasse) menschliches Handeln ergibt. Er ist ein konstruktiver Denker im besseren Sinn. Er nannte das was wir oft beobachten wenn wir suboptimale Lösungen oder Verlaufsformen sehen, „Anti Muster“.
Hallo Franz,
In der Sache hast du Recht, Alexander ist nicht an einer Erhaltung des Status-Quo interessiert, er zielt auf erstklassige humane Gestaltungslösungen, und das Werkzeug dafür sind die Muster/Problemlösungen, seien sie nun Jahrtausende alt oder aktuell imaginierte Innovationen.
Im Detail irrst du dich. Soweit mir erinnerlich ist, verwendet Alexander nirgends den Begriff „Anti- Muster“ bzw. „anti pattern“. Dieser Begriff dürfte seinen Ursprung in der Software-Pattern-Bewegung haben.
lg Helmut