Ganz in der Nähe von unserem Wohnhaus gibt es eine Hofer-Filiale. Zwischen Gehsteig und Parkplatz sind winterharte niedrige Pflanzen gesetzt worden.
Am Weg nach Hause sahen meine Frau und ich heute zwei Buben (ca 6 Jahre), wie sie versuchten, solche Pflanzen auszureissen. Der Protest meiner Frau – sie ging mit unserem Enkerl Livia einige Schritte vor mir – hinderte die beiden Buben nicht am Weitermachen. Erst als auch ich heftig zu schimpfen begann, hörten sie auf. Aber da forderten mich zwei Frauen, die in einiger Entfernung standen, lautstark auf, mich nicht einzumischen, das ginge mich nichts an und ich solle weiterzugehen. Das waren offenbar die Mütter dieser beiden Buben.
Mein spontanes Argument „Das sind unsere Pflanzen!“ war nach üblichen Kriterien nicht richtig und hatte die naheliegende (höhnische) Frage zur Folge: „Ja haben sie die Pflanzen selbst eingesetzt?“
Es hat jedoch damit zu tun, dass wir uns auch als BewohnerInnen unseres Wohnhauses oder als BenützerInnen des öffentlichen Raumes für dessen Gestaltung interessieren und auch mitverantwortlich fühlen sollten.
In diesem Fall ging es um den Versuch von Kindern völlig sinnlos grüne Pflanzen auszureissen. Ich betrachte sie als „unsere Pflanzen“, weil jede Pflanze in unsererm Grätzl etwas Erfreuliches ist. Und dass Mütter dabei zusehen, ist ganz besonders unerfreulich.
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Ein wunderschönes Beispiel dafür, wie armselig das Bewusstsein von Menschen geworden ist, für den jeder Gegenstand erst der „Ihre“ geworden ist wenn sie ihn „haben“.
Und auch ein wichtiger Punkt für die Frage nach den Gemeingütern, die von Medien, Erziehung, Wissenschaft und Politik lange Zeit vernachlässigt wurde.
hier nur ein allgemeiner Hinweis auf Quellen zur Renaissance und Theorie der Gemeingüter:
http://commonsblog.wordpress.com – Silke Helfrich
http://www.commons.at/ – Brigitte Kratzwald