Manchmal haben meine Frau und ich am Spielplatz ein Problem damit, unserem dreijährigen Enkerl Livia zu vermitteln, dass auch andere Kinder gerne schaukeln möchten. Und sie das endlich freigewordene Spielgerät nach einiger Zeit des Schaukelns auch anderen Kindern überlassen sollte. Unser Argument: „Die Schaukel gehört nicht nur dir. Sie gehört allen Kindern, die hierher kommen.“ beeindruckt sie nicht sehr.
Na ja, eben ein Kind, werden Sie denken. Aber auch wir Großeltern können nicht ganz verstehen, weshalb wir BewohnerInnen des „Triesterviertels“ den autofreien großen Parkplatz bei der Hofer-Filiale in unserer Nähe über die Wochenenden NICHT benützen dürfen z.B. für einen Flohmarkt oder für eine Veranstaltung mit Kinderspielen. Auf meine entsprechende Anfrage erhielt ich 2008 die Antwort, das sei leider „aus firmenpolitischen Gründen“ nicht möglich.
Silke Helfrich formuliert zum Abschluss ihres beeindruckenden Beitrages „Gemeingüter: Versuch einer Vision“ (In: „Unsichtbare Intelligenz“, Hg.Franz Nahrada, mandelbaum verlag, 2009) „Eine unvollständige Vision der Commons“ unter anderem: „Wir können jedes Projekt, jede Idee und jede wirtschaftliche Aktivität daraufhin befragen, ob sie mehr für die Gemeinschaften, die Gesellschaft und die Umwelt tut, als sie ihnen nimmt.“
Die Firma Hofer ist eine jener Großketten, die dafür mitverantwortlich sind, dass es auch in unserem Stadtteil praktisch keine traditionelle Nahversorgung mehr gibt. Dadurch finden auch die vielen Sozialkontakte in den kleinen Geschäften nicht mehr statt.
Auch diese Handelskette macht ihre sicher nicht kleinen Gewinne auf unsere Kosten. Warum kann sie uns davon nicht einen kleinen Bruchteil zurückgeben, indem sie uns an den Wochenenden ihren leeren Parkplatz für Sozialkontakte und etwas Geldsparen zur Verfügung stellt? Es wäre eine Geste des guten Willens in Richtung sozialer Verantwortung.
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