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Archive for Juli 2013

Zu verdanken habe ich den Kontakt einer Einladung in der Kronenzeitung, Lebenserinnerungen aus früheren Jahren einzusenden. Herr Loukotka (Jg 1922) machte das, erzählte von seiner Jugend im Triesterviertel (geboren im Wöchnerinnenheim „Lucina„, aufgewachsen in der Knöllgasse) erhielt aber keine Antwort. Deshalb ersuchte er seine Schwägerin, den Text zu einem Treffen unserer Initiative „Menschen erzählen“ zu bringen.

Schon unser erstes Gespräch am 22.10.2012 habe ich mit einem digitalen Aufnahmegerät festgehalten und ich werde die Gespräche auch aufschreiben. (Als Beispiel das vierte Gespräch vom 18.3.2013) Die glaubwürdig positive Lebenseinstellung von Herrn Loukotka beeindruckt mich nämlich zunehmend.

Am 25.7. habe ich Herrn Loukotka inzwischen zum zehnten Mal in dessen Wohnung beim Verteilerkreis am Laaerberg besucht. Die Antwort auf meine Frage „Wie geht es ihnen bei dieser Hitze?“ empfand ich als typisch: „Sehr gut. Im Sommer ist die Wohnung angenehm kühl und im Winter leicht zu wärmen.“

Dabei hätte Anton Loukotka in seinem Leben Anlässe genug gehabt, an der positiven Lebenseinstellung zu zweifeln. Nach einer Verwundung in Russland kam er 1944 beinamputiert nach Wien zurück. Sein geliebter Stiefsohn („Das war schlimmer für mich als der Verlust meines Beines!“) und später der jüngere Bruder sind tragisch und unerwartet verstorben.

Loukotka 2

Als gelernter Kupferschmied konnte Loukotka beinamputiert nicht arbeiten. Es folgte daher eine Umschulung zum Technischen Zeichner bei der Gemeinde Wien und 1947 kam er zur Baupolizei. Nach einer zweijährigen Abendschule wurde er dort 1950 Werkmeister. Anlässlich seiner Pensionierung gab es eine feierliche Verabschiedung mit gebührender Laudatio.

Loukotka 1

Inzwischen hat Anton Loukotka auf mein Ersuchen noch weitere Texte mit Erinnerungen aus seinem Leben verfasst: „Inspektor Zorro„, „Papa Watzinger und sein F.C.Wien„, „Mein Kistenwagerl!„, „Im Böhmischen Prater„, „Fritz, mein Freund!“ und „Schlittschuhlaufen am Ziegelteich„.

Ein Beitrag über ihn ist in der „Favoriten“- Beilage von „Kurier“ und „Krone“ erschienen.

Mir persönlich drängen sich Vergleiche mit dem Lebensweg meines Vaters (Jg.1896) auf. Der kam – 1914 mit Begeisterung nach Russland eingerückt – ebenfalls schwer verletzt zurück (Granatsplitter im Kopf). Nur war er leider einer der zu/vielen deutschnationalen Menschen, die in Adolf Hitler und seinen Geldgebern eine neue Hoffnung sehen und deren Greueltaten „übersehen“ wollten.

Für Anton Loukotka haben die Werbeversuche der Nazis auch deshalb keinen Erfolg gehabt, weil er damals nicht arbeitslos gewesen ist. Sein Arbeitgeber während der Kupferschmied-Lehre war der korrekte Jude Selka, den Toni sosehr geschätzt hatte, dass er spontan ein Hakenkreuz von dessen Geschäftstüre weggewaschen hat. Und was mit der Familie Selka weiter geschah, kann nur vermutet werden: „Der is in 2.Bezirk kommen, er, seine Frau und die Tochter und dann hab i nix mehr von ihnen g´hört. Wahrscheinlich sans ins KZ kommen.“

Mir drängen sich aber auch immer mehr Ähnlichkeiten mit der aktuellen Entwicklung in unserer Gesellschaft auf, national und global. Besonders bei jungen Menschen, die nichts zu verlieren und kaum Hoffnung auf ein „gutes Leben“ hat, haben es Ver-„Führer“ leichter.
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