NGO´s und Wirtschaft fordern angesichts der zunehmenden Flüchtlingsdramatik von unserer Regierung neben einer Asylstrategie auch eine „Strategie für Integration“.
Die Erfahrung zeigt ja, dass Menschen, die sich in ihrem nachbarschaftlichen Netzwerk geborgen und respektiert fühlen, „Fremden“ gegenüber offener sind als jene, die sich isoliert und benachteiligt fühlen. Sie sind auch weniger anfällig für Anwerbeversuche durch radikale religiöse Gruppierungen oder beim Wählen von Parteien mit „einfachen Lösungsangeboten“.
Beispiele vom Wohnhaus und dem Grätzl ?
In unserem Haus (Eigentümer und Verwaltung Österr.Siedlungswerk) Zur Spinnerin 2 im „Triesterviertel“ wohnen seit Dezember vorigen Jahres junge Eltern mit Oma und Baby aus Syrien. Sie waren der Anlass zum Projekt „Neue Hofgestaltung“, bei dem uns die MA17 (Integration und Diversität) und die Gebietsbetreuung Stadterneuerung sehr engagiert unterstützt. Es soll wieder eine neue Möglichkeit zum „Haustratsch“ für uns BewohnerInnen bieten. Denn seit der Sockelsanierung unseres Zinshauses (ca 1880 erbaut) in den Jahren 1996-98 leben wir – mit Wasser + WC in den Wohnungen und Aufzug – wieder mehr nebeneinander als miteinander.
Zwei Mütter der „Kindergruppe“ im „Terrassenhaus Buchengasse“, die auch die wöchentlichen „Babytreffen“ in der nahegelegenen katholischen „Friedenskirche“ besuchen, habe ich von der syrischen Mutter erzählt. Auch als Muslimin ist sie dort herzlich willkommen.
Die Plattform „Unser Triesterviertel“ (Rechtsträger ist der „Verein zur Förderung von triesterviertel.at“) hat sich zum Ziel gesetzt, durch konkrete Projekte einen Beitrag zu mehr Identifikation mit dem „Triesterviertel“ zu leisten.
Das Projekt „Unser Triesterviertel – Orte erzählen“ vermittelt anhand von Tafeln im Triesterviertel Informationen über die Entwicklung dieses Favoritner Stadtteils an der Triesterstraße
In Zusammenhang mit dem 100-jährigen Bestehen der damaligen Kuvertfabrik Roja Mill gab es dort 1993 im Juni eine Ausstellung „Leben und Arbeiten im Triesterviertel – Zur Geschichte eines Bezirksteiles“.
Das Bezirksmuseum Favoriten hat in der Reihe „Favoritner Museumsblätter“ ein Heft mit dem gleichen Titel in Auftrag gegeben. Darin wird über den Wasserturm, den Fußballverein SC Nicholson (heute Fortuna Park), das Wöchnerinnenheim Lucina, den Fuhrwerkunternehmer Weber, die Kuvertfabrik Roja Mill, die Heller Fabrik, das Autohaus Tarbuk, die Korkfabrik Llosent&Forschner, die Klavierfabrik Lauberger&Gloss, die Gewächshausbauten Hermann&Neukomm und die Zigarettenhülsenfabrik Abadie informiert.
Dr. Wolfgang Slapansky beschreibt darin sehr genau die Entwicklung unseres „Triesterviertels“ und meinte am Ende der allgemeinen Einleitung:
„Zunehmend wurde (nach den sechziger Jahren) das Triesterviertel verstärkt als Hoffnungsgebiet für den expandierenden Wohnbau in Erwägung gezogen. Auf vielen bislang freien Wiesenflächen oder Lagerplätzen entstanden zahlreiche neue Wohnungen. Heute stellt das Triesterviertel einen fast idealtypischen Stadtteil mit einer funktionalen Durchmischung von Industriebetrieben, Kleingewerbebetrieben und Wohnhäusern dar. Die in den letzten Jahren deutlich vermehrte Bautätigkeit von Genossenschaften unterstreicht den Trend, das durch die Industrie geprägte Triesterviertel zunehmend als qualitativ hochstehende Wohngegend zu etablieren. Ein Industriestadtteil ist auf dem rasanten Weg zum „Dienstleistungsstadtteil.“
Diese Informationen sind die inhaltliche Basis des Projektes „Unser Triesterviertel – Orte erzählen“.
Durchführung:
Seit August 2008 wird – unter wechselnden Bezeichnungen – an der Entwicklung und Realisierung des Projektes gearbeitet.
Der „Verein zur Förderung von triesterviertel.at“ ist verantwortlicher Projektträger.
Fachlich unterstützt wird das Projekt von der „Gebietsbetreuung Stadterneuerung“ und dem Bezirksmuseum-Favoriten.
Anhand von ausgewählten Gebäuden oder Plätzen werden exemplarisch die für diesen Favoritner Stadtteil oder auch für die gesamte Wiener Stadtentwicklung typischen Entwicklungslinien nachgezeichnet.
An diesen Orten werden mit Zustimmung der jeweiligen EigentümerInnen Informationstafeln angebracht, die an den historischen Hintergrund des betreffenden Bauwerks bzw. Platzes hinweisen. Sie haben ein Format 70×50 cm, zeigen im oberen gleichbleibenden Teil ein Schnittbild des Wasserturmes mit dem Projekttitel, Bilder und Texte über das jeweilige Objekt und darunter die beteiligten Einrichtungen und eine Planskizze.
Vertiefende Informationen werden in der Webseite http://www.triesterviertel.at geboten. Sie sollen außerdem je nach finanziellen Möglichkeiten in einer begleitenden und leicht aktualisierbaren Mappe in schriftlicher Form zusammengestellt werden.
In der genannten Webseite und dieser Info-Mappe werden auch über jene öffentlichen Gebäude und Plätze Informationen vermittelt, wo (derzeit noch) keine Info-Tafeln angebracht werden können.
Um den Projektinhalt an die interessierten BewohnerInnen des „Triesterviertels“ heranzutragen, beziehungsweise um einen stabilen TeilnehmerInnenkreis zu etablieren, werden die jeweils fertigen Tafeln und das Projekt in öffentlichen Veranstaltungen präsentiert.
Finanzierung
Tafeln: Durch die HauseigentümerInnen bzw. Bauträger Infomaterialien u.a. Spenden, Förderungen usw.
Zielgruppen
• BewohnerInnen: Viele „TriesterviertlerInnen“ werden durch diese an vertrauten Plätzen angebrachten Tafeln an persönliche Erfahrungen erinnert. Neu zugezogene „TriesterviertlerInnen“ erhalten Informationen über das Grätzl.
• BesucherInnen: Verstärkt durch die gute öffentliche Erreichbarkeit (Linien 1, 6, 7A) können historisch interessierte Menschen zu einem Rundgang animiert werden.
• Schüler/Schülerinnen: Abgesehen von interessierten BesucherInnen der VHS-Favoriten und Schulen mit Oberstufenklassen ist laut Lehrplan auch in den 3.Klassen Volksschule vorgesehen, die unmittelbare Schulumgebung und dessen Geschichte ausführlich kennen zu lernen. Viele LehrerInnen sind hier selber nicht aufgewachsen und können sich auf diese Weise ein gut dokumentiertes und über das Internet leicht zugängliches Bild des „Triesterviertels“ erwerben. Die SchülerInnen können eigene Fotos und Texte in die Webseite geben oder Fragen stellen (auch in der Muttersprache).
———————————————————————————————————