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Posts Tagged ‘Trauernde Eltern’

An trauernde und liebende Hinterbliebene:

Im Buch „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupery (dtv-Verlag) tröstet das Kind den Erzähler vor seiner Rückkehr zu jenem kleinen Stern, von dem es gekommen war.

………………….Prinz2

„Du weißt doch, dass es eine viel zu weite Reise ist. Dorthin kann ich meinen Leib nicht mitnehmen; er würde mir zu schwer werden. Ich werde ihn einfach abwerfen wie eine alte Hülle, die nicht mehr gebraucht wird und um die es nicht schade ist….“ Und es sagt auch zu ihm: „Nur du wirst es mit Sternen zu tun haben, die lachen können. Wenn du nachts zum Himmel hinaufschaust, wird es dir vorkommen, als lachten sie alle, weil ich auf einem von ihnen wohne und weil ich auf einem von ihnen lache….Wenn du dich erst einmal getröstet hast – und man tröstet sich immer -, wirst du froh sein, dass du mich kennengelernt hast. Du wirst immer mein Freund bleiben. Du wirst Lust haben, mit mir zu lachen. Und manchmal wirst du dein Fenster öffnen, ohne Grund, nur zum Vergnügen……Und deine Freunde werden sich wundern, wenn du zum Himmel aufschaust und lachst. Dann sagst du zu ihnen: >Ja, so ist es eben, die Sterne bringen mich immer zum Lachen.< Sie werden denken, du seist verrückt…Und damit werde ich dir einen schönen Streich gespielt haben.“

Auch für Roland Kachler, Psychologe, Psychotherapeut und Evangelischer Theologe, können Sterne eine Hilfe sein. Besonders für trauernde Hinterbliebene. Nach dem Unfalltod seines Sohnes entwickelte er im Buch „Meine Liebe findet dich“ einen neuen Weg der Trauerarbeit: „Lieben statt loslassen“.

……………………….Kachler

Einige Gedanken und Vorschläge des Stuttgarter Therapeuten erinnern mich an den „kleinen Prinzen“. Zwar meint dieser beim Abschied nehmen, dass sein Stern viel zu klein sei, „darum kann ich dir nicht zeigen, wo er steht. Umso besser! Denn er ist nur einer von vielen. Du wirst sie alle gerne anschauen und dich mit allen anfreunden.“

Dieser Trost des „kleinen Prinzen“ passt meiner Ansicht gut zum Angebot von Ronald Kachler an Trauernde, dass Sterne bzw. ganz bestimmte Sterne ebenfalls „sichere Orte“ für Erinnerungen und Gefühle sein können. Er meint auf Seite 308 seines Buches: „Die Liebe sucht sichere Orte für Verstorbene“.

Weiter heißt es bei Roland Kachler: „Unsere Liebe gibt den geliebten Menschen nicht verloren…..Deshalb kann sich die Liebe gar nichts anderes vorstellen, als dass der geliebte Mensch in seiner eigenen Weise an einem bestimmten Ort existiert….Unsere Seele weiß im Tiefsten ganz genau, was ein sicherer Ort für den geliebten Menschen ist….“

„Meine Trauer findet einen sicheren Ort für dich“ (S.430)

„Trauerarbeit ist im Wesentlichen die Suche nach einem Ort für den Verstorbenen, an dem er aufgehoben und geborgen ist…Die Trauer und die Liebe in der Trauer finden einen oder mehrere sichere Orte für den Verstorbenen. Dies ist das Fundament für eine neue, innere Beziehung zum Verstorbenen…..

Die wichtigsten Orte sind: ….Konkrete Orte wie das Grab, das Zimmer oder die UnfallstelleErinnerungenEigener Körper….Familie….Orte der Natur….Spirituelle Orte….

Die Erfahrung, dass der Verstorbene uns fern ist, lässt uns auch nach weit entfernt liegenden Orten wie dem Himmel, einen Stern oder religiös verstandenen Orten suchen…..

Die weit entfernt liegenden Orte wie zum Beispiel der Himmel oder ein Stern gewinnen zunehmend einen transzendenten und symbolischen Charakter. Der sichere Ort wird für den Hinterbleibenen selbst zu einem Symbol. In ihm sind die Beziehungserfahrungen mit dem geliebten Menschen zusammengefasst und verdichtet. Es genügt, sich das Symbol zu vergegenwärtigen, dann ist die Beziehung zu dem geliebten Menschen ganz präsent…..

„Dein Stern leuchtet mir“ (S.324)

„Ich möchte Sie einladen, in einer klaren Nacht unter den Sternenhimmel zu treten……Wenn Sie möchten, können Sie sich nun vorstellen, dass Ihr verstorbener geliebter Mensch auf einem dieser Sterne wohnt, dass er dort seinen sicheren Ort gefunden hat……Unendlich weit weg ist dieser Stern – das spüren Sie in Ihrer Trauer. Und doch ist dieser Stern sichtbar – das spüren Sie als Liebe in Ihrem Inneren, so, als leuchtete in Ihnen dieser Stern, als ginge er in Ihrem Herzen auf, brennend, schmerzend vielleicht, aber doch ganz nahe in Ihnen….Vielleicht aber spüren Sie auch ein wenig Trost, weil Sie wissen, dass Ihr geliebter Mensch für Sie wie ein Stern ist, der immer wieder in Ihnen selbst aufgeht, der nie vergeht oder sich verliert. Es ist Ihr Stern, auf dem Ihr geliebter Mensch wohnt – und es ist ein Stern in Ihrem Innern.

……………………..Sterne

Wenn Sie mögen, können Sie immer wieder unter den klaren Sternenhimmel treten, um sich an den Stern, auf dem Ihr geliebter Mensch wohnt, zu erinnern.

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Mir hilft – auch nach so vielen Jahren seit dem Unfalltod unseres jüngeren Sohnes – dieser neue Weg in der Trauerarbeit sehr: „Nicht das Loslassen, sondern die Liebe zum Verstorbenen steht im Zentrum des Trauerprozesses“ (Verlag KREUZ).

Und ich hoffe, er kann auch anderen trauernden und liebenden Menschen helfen.

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Gründung einer neuen Selbsthilfegruppe für trauernde Eltern in Wien und Umgebung

Um betroffenen, verwaisten Eltern aus Wien und Umgebung, deren Kind durch Krankheit oder Unfall verstorben ist (kein plötzlicher Säuglingstod und kein Suizid) die Möglichkeit zum Austausch geben, gibt es ab nun (wieder) eine Selbsthilfegruppe in Wien. Sie ist kostenlos und wird nicht angeleitet. Wesentlichstes Anliegen ist es, einander zuzuhören, ohne Ratschläge zu geben.

Es gibt
monatliche Treffen ab 3.9. 2015 im Nachbarschaftszentrum 8, 1080 Wien, Florianigasse 24
an jedem ersten Donnerstag im Monat bzw. anlassbezogen nach Kontaktaufnahme.

– Vermittlung von persönlichen Kontakten, von Telefon- und e-Mail-Kontakten zu Betroffenen,
– Kontakte zu betroffenen jugendlichen Geschwistern bzw. Großeltern,
– Gedenkseite im Internet auf unserer Homepage mit Foto

Ort:

1080 Wien, Florianigasse 25, Nachbarschaftszentrum (NZ8) – kleiner Raum, U2-Station Rathaus

Webseite

Kontakte:

Barbara Thomic
e-Mail: barbara.thomic@hotmail.com, Tel.: 0664 5967377

Edith Pockberger
e-Mail: edith@pockberger.com, Tel.: 0664 8444040

Fritz Endl
e-Mail: fritz.endl@gmx.at, Tel.: 0664 4814860

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Nur ich bin Experte für mich, andere Menschen können mir in meine Angelegenheiten höchstens „dreinreden“, mehr nicht. Aber ich bin sehr dankbar, wenn ich je nach meinen Bedürfnissen am Wissen und an der Erfahrung anderer Menschen teilhaben kann. Ich nehme mir davon was ich brauche.

Vor 25 Jahren ist unser vierzehnjähriger Sohn Gerhard verunglückt. Ich habe in Wien die Selbsthilfegruppe „Trauernde Eltern“ gegründet. Nach einigen Jahren zog ich mich von der Gruppe zurück, damals in der Überzeugung, dass sie ihre anfängliche Bedeutung für mich verloren hätte. Sie besteht noch immer und ich werde sie nach vielen Jahren Abwesenheit künftig wieder öfters besuchen. Denn ich habe inzwischen erkannt, dass Trauerarbeit zeitlos ist. Sie nimmt nur verschiedene Formen an. Die Gruppe tut mir wieder gut. Dort fühle ich wortloses Verständnis, wo andere Menschen „gute Ratschläge“ geben.
Beim Thema „Selbsthilfegruppen“ fühle ich mich als „Experte“ und bin es sicher auch, zumindest was den Bereich „Trauernde Eltern“ betrifft.
Die Kontakte zu Eltern, die ihr Kind verloren haben, waren 1985/86 ziemlich mühsam. Heute gibt es Servicestellen und Internetforen. Aber dennoch gibt es (auch in Wien) viel zu wenige Selbsthilfegruppen für betroffene Eltern.
Links: http://www.selbsthilfe.at/
http://sozialinfo.wien.gv.at/content/de/10/Institutions.do?senseid=1349

Merkmale einer Selbsthilfegruppe (nach M.L.Moeller):

Sechs bis zwölf TeilnehmerInnen
Paare und Einzelpersonen
Neutraler Raum für Gruppengespräche
Regelmäßige Treffen
Dauer zwei bis drei Stunden
Keine Kosten außer eventuell Beitrag zur Raummiete
Freiwilligkeit
Gleichrangigkeit aller TeilnehmerInnen
Alle organisatorische Probleme löst die Gruppe gemeinsam
Häufig ähnliche Probleme der TeilnehmerInnen
Nur direkt Betroffene nehmen teil
Wenn vorhanden, Kontakt zu anderen SHG´s dieser Art
In der Gruppe Besprochenes bleibt in der Gruppe (Schweigepflicht)
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