Von Dollfuß, Schüssel, Khol und Kurz bis Mikl-Leitner.
„Woher kommt der Hass in der ÖVP?“
fragt Wilhelmine Goldmann in ihrem Buch „Rote Banditen“ – Geschichte einer (ihrer) sozialdemokratischen Familie.
Schon lange habe ich – durch Erfahrungen seit 1971 in Velm bei Himberg (NÖ) – die Vermutung, dass es in der Bundes-ÖVP (im Unterschied zur ÖVP in Favoriten!) noch immer einige Politiker*innen (und Bauern) gibt, die VOLL HASS GEGEN „DIE SOZIS UND JUDEN“ erfüllt sind. Und die – (zu) oft mit Unterstützung von katholischen Pfarrern – „den Sozis in Wien“ keinen Erfolg auf Bundesgebiet vergönnen. Und die damit auch zur zunehmenden Spaltung innerhalb von Österreich beitragen.
Als Wiener Kind (Jg 1942) von deutschnationalen Eltern (Jg 1896 und 1901), die auch ihre antisemitische Gesinnung nie abgelegt hatten, fühle ich mich spätesten durch dieses beeindruckende Buch von Wilhelmine Goldmann über ihre Familiengeschichte in dieser Vermutung eindrucksvoll BESTÄTIGT.
Wikipedia:
Wilhelmine Goldmann (* 1948 in Traisen, Niederösterreich) ist eine österreichische Managerin.
Leben (Auszug)
Wilhelmine Goldmann ist die Tochter von Franz Lettner, dem ehemaligen SPÖ-Bürgermeister (1961–1968) von Traisen. Sie studierte Welthandel an der Wirtschaftsuniversität Wien und schloss ihr Studium als Diplom-Kaufmann ab.
Im Laufe ihrer Karriere in der Kammer für Arbeiter und Angestellte Wien lag der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit im Wirtschaftsbereich. In der Folge arbeitete sie an Sanierungs- und Privatisierungsprojekten in der Österreichischen Industrieholding AG (ÖIAG).
Nach vier Jahren Leitung und erfolgreicher Sanierung der Österreichischen Postbus AG (heute ÖBB-Postbus GmbH) übernahm sie 2005 die Position der Vorstandsdirektorin der ÖBB-Personenverkehr AG für den Bereich Nah- und Regionalverkehr.
Veröffentlichungen:
„Rote Banditen“. Geschichte einer sozialdemokratischen Familie. Promedia, Wien 2023, (politische Geschichte ihrer eigenen Familie)
Coverfoto: „Rote Falken-Gruppe“ – Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung
Beschreibung des Buches:
Wilhelmine Goldmann gehört zu den VertreterInnen jener Generation, die erst sehr spät angefangen hat, Fragen zu stellen.
Die Geschichte ihrer Familie, vor allem die folgenschweren Auswirkungen des österreichischen Bürgerkriegsjahres 1934, blieb ihr lange verborgen. Es bedurfte mühsamer Recherchearbeit, um sie an die Oberfläche zu holen.
Das Ergebnis ist eine über das Private hinausgehende Erzählung einer österreichischen Arbeitergeschichte.
Am Beispiel ihrer Eltern macht Wilhelmine Goldmann die Entwicklung der Arbeiterklasse aus tiefem Elend zu Bildung und Wohlstand sichtbar.
Ausgangspunkt ist der Industrieort Traisen im südlichen Niederösterreich. Den Eltern der Autorin war trotz Schulerfolgen eine höhere Bildung verschlossen. Immerhin konnte der Vater eine Lehre als Schriftsetzer abschließen, die Mutter erkämpfte sich einen Platz in der Handelsschule.
Schon in ihrer Jugend begannen beide, sich politisch zu engagieren. Als überzeugte SozialdemokratInnen kämpften sie für Gerechtigkeit und Bildung und verteidigten im Schicksalsjahr 1934 die demokratische Republik gegen die Dollfuß-Diktatur.
Nach 1945 nahm Goldmanns Vater seine politische Tätigkeit in Traisen wieder auf, engagierte sich am Wiederaufbau der Republik und wurde 1961 zum Bürgermeister von Traisen gewählt.
Die schmerzliche Erfahrung des Jahres 1934 hat nicht nur das Leben seiner Generation geprägt, sie ist bis heute Konfliktstoff in der österreichischen Innenpolitik.
Den Hass der „Bürgerlichen“ auf die „Sozis“ hat die Autorin auch in ihrem Berufsleben verspürt und sich immer gefragt: Wo kommt er her?
Ihre Familiengeschichte ist der eindringliche Versuch einer historischen Klärung, der bis heute in beiden politischen Lagern ausgewichen wird, weshalb das Trauma des Bürgerkrieges immer wieder wie eine klaffende Wunde aufbricht.
Zum Inhaltsverzeichnis aller bisher veröffentlichten Beiträge