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Archive for the ‘Allgemeines’ Category

Beim Gesamttreffen am 15.3.2000 des „Regionalteam Favoriten“ im Polizeikommissariat mit Oberst Paul Horvath (ganz links, gest.am 28.12.2000) mit Obstlt. Hans Wlaschitz.

Oberst Hans Wlaschitz war als Nachfolger von Oberst Paul Horvath besonders die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Sozialarbeit ein großes Anliegen. „Wir haben zwar verschiedene Aufgaben, aber unser gemeinsames Ziel ist die Demokratie!“ Dieser Satz von Hans Wlaschitz bei manchen Besuchen in dessen Büro wird mir immer in Erinnerung bleiben.

Bei der Verabschiedung im Kommissariat erinnerte Obst.Wlaschitz nochmals an die Broschüre anlässlich „20 Jahre RT10 “ über die damals ausführlich diskutierte Frage „Wofür stehen wir?“ und regte eine Aktualisierung an.

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Der Wandel unseres Israel-Bildes

Unsere Sicht muss realistischer werden: Von unkritischer zu kritischer Solidarität

Der israelische Premier Benjamin Netanjahu will „weiterkämpfen, bis die Hamas endgültig zerschlagen ist“. Das bedeutet angesichts der Kriegsführung der israelischen Streitkräfte weitere tausende Ziviltote zu den geschätzt 20.000 bisher; Gaza als einziger riesiger Trümmerhaufen, in dem Kinder nicht nur von Bomben, sondern auch von Seuchen, elender medizinischer Versorgung und schlicht vom Verhungern bedroht sind. Die Aufforderung, zuerst den Norden von Gaza, dann den Süden teilweise zu räumen, löst eine Flüchtlingswelle aus, die de facto eine Vertreibung ist. Wenn man so etwas festhält, darf man nie die Bestialität vergessen, mit der die Angehörigen einer religiös-totalitären Mörderbande, die sich als „Befreiungsbewegung“ gibt, 1200 israelische Unschuldige ermordet haben – unter Umständen, die direkt aus der Hölle stammen. Die Hamas will keine „Befreiung“; sie will die Vernichtung Israels und die Errichtung einer religiösen Diktatur im ganzen Nahen Osten.

Aber Netanjahu und seine rechtsextrem-religiösen Verbündeten, von denen sein politisches Überleben abhängt, sind gerade dabei, unser Bild von Israel dramatisch zu verändern – und zu gefährden. Dieses Bild war für sehr viele Europäer seit Jahrzehnten das eines Staates, der den letzten entscheidenden Impuls zu seiner Gründung aus den Schrecken des Holocaust (der Shoah) erhalten hat. Ein sicherer Ort für Juden. Für viele Österreicher und Deutsche erwuchs daraus eine gewisse Verpflichtung: Verantwortung dafür wahrzunehmen, dass in Europa der Antisemitismus keine bestimmende Kraft mehr sein darf – und auch möglichst dazu beizutragen, dass Israel ein sicherer Ort bleibt.

Aufbau einer Demokratie

Das ging einher mit dem Bild von Israel als einem aufstrebenden, dynamischen, jungen Staat, der in einer nahöstlichen Welt von Diktaturen erfolgreich eine Demokratie aufbaut. Es war allerdings etwas komplizierter. Die Palästinenser waren auch die Leidtragenden der israelischen Staatsgründung. Aber nicht ohne eigenes Fehlverhalten. Zugespitzt kann man sagen: Die Israelis wollten einen eigenen Staat gründen und waren erfolgreich. Die Palästinenser wollten Teil eines großarabischen Reichs werden und waren nicht erfolgreich. Was aber nichts daran ändert, dass Israel ohne einen Ausgleich mit den Palästinensern niemals sicher sein wird (Kreisky hat das erkannt).

In all den Kriegen mit den Arabern hatte Israel die Unterstützung europäischer Demokraten. Aber zu lange sah man darüber hinweg, dass Israel seit über 50 Jahren ein Gebiet mit Millionen Palästinensern – das Westjordanland – besetzt hält; dass es dort eine harte Besatzung und vor allem eine aggressive Siedlerbewegung gibt. Im Koalitionsabkommen von Netanjahu mit den rechtsreligiösen Parteien steht ein Passus, der auf die Annexion zumindest der bereits von Siedlern besetzten Gebiete hinausläuft. Auf jeden Fall will Netanjahu keinen wirklichen Ausgleich mit den Palästinensern.

Gleichzeitig versuchte Netanjahu mit seinen Partnern Israel zu einer illiberalen Demokratie umzubauen. Das löste monatelange, massive Proteste von hunderttausenden Menschen aus. Das heißt, dieses unser Bild von Israel als Demokratie hat noch Substanz. Aber der Krieg ist dazwischengekommen. Wir müssen also nicht Israel aufgeben (oder es gar als Kraft des „weißen Kolonialismus“ denunzieren, wie es etliche verblendete „Linke“ tun). Unser Bild von Israel sollte nur realistischer sein: Es gibt in diesem Staat starke antidemokratische Kräfte, die derzeit an der Macht sind. Die demokratischen Kräfte sind aber ebenfalls stark. Sie verdienen unsere energische Unterstützung.

Greta Thunberg verrät ihre Mission

Die Klimaaktivistin meldet sich mit radikalen Botschaften zum Nahostkrieg zu Wort, wo Abrüstung der Worte nötig wäre. Damit schadet sie ihrer Bewegung

Sie hat es schon wieder getan. Greta Thunberg hat erneut eine Klimaschutzkundgebung mit dem Krieg im Nahen Osten vermischt: „No climate justice on occupied land“, skandierte sie, angetan mit einem Palästinensertuch – und gab das Mikrofon an eine Frau weiter, die Israel prompt „Völkermord in meinem Land“ vorwarf.

Man muss sich das vergegenwärtigen: Im Nahen Osten tobt ein Krieg, den die Hamas verschuldet hat, in dem ihre Terroristen 1.200 israelische Zivilisten, vom Baby bis zur Großmutter, abgeschlachtet haben – und im Westen tobt ein Krieg der Worte, bei dem dieses Verbrechen letztlich relativiert oder sogar noch gerechtfertigt wird.

Greta Thunberg wird zum Problem für die Klimaschutzbewegung. Das zeigen auch die empörten Reaktionen von Teilnehmern an der Demo. Er sei wegen des Klimaschutzes hier, nicht wegen Thunbergs politischer Ansichten, sagte jener Mann, der die Bühne erklomm – bevor er entfernt wurde. Tatsächlich gibt Thunberg das Bild einer Unbelehrbaren ab. Die Ikone einer Generation verrät ihre ursprüngliche Mission. Thunberg gab jungen Menschen, die sich um den Fortbestand des Planeten sorgen, Gesicht, Stimme und Hoffnung. Nun äußert sie sich, völlig unangebracht und unpassend, auf Klima-Demos zu Nahostpolitik und ignoriert dabei, dass sich Juden auf aller Welt nicht mehr sicher fühlen, weil Antisemitismus aus allen Winkeln quillt: „No climate justice on occupied land“. Was soll das überhaupt bedeuten?

Okkupiert wird hier, ohne viel nachzudenken, der Nahostkonflikt mit Worten. Transferiert wird er auf Demos in Europa und den USA, wo alles vermischt wird: Einsatz für Frieden und der Wunsch auf Schutz ziviler Personen im Nahen Osten mit der Ablehnung von Israels Recht auf Selbstverteidigung. Sogar das Existenzrecht Israels wird negiert, Terrorismus als palästinensischer „Freiheitskampf“ etikettiert – ohne auch nur einen Funken von Mitgefühl für die israelischen Opfer des Terrorangriffs vom 7. Oktober. Das Massaker dieses Tages ist in seiner Grausamkeit und Barbarei beispiellos – das könnte man einfach so stehen lassen. Natürlich muss man auch darauf hinweisen, dass im Gazastreifen viele unschuldige Zivilisten getötet werden. Es ist auch nicht jede Aufforderung an Israels militärische und politische Führung, die Rettung dieser Zivilisten zuzulassen und zu ermöglichen, gleich eine unbotmäßige, tendenziell feindselige „Kritik an Israel“. Aber die Aufrechnung und die Schuldumkehr – das geht sich nicht aus.

Leider wird gerade überall zugespitzt. Schon darf sich etwa die FPÖ wieder die Hände reiben, weil ganz schnell und auf ganz breiter Ebene wieder davon die Rede ist, dass „die Muslime“, die „bei uns“ leben, eben nicht integrationsbereit seien. Auch hier wird Wahres mit Falschem vermischt, auch hier wird zu wenig überlegt, welche Folgen allzu starke Worte haben. Dass Ariel Muzicant, ehemaliger Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), frontal „sogenannte Gutmenschen“ angreift und für den nun aufflammenden Antisemitismus verantwortlich macht, spielt Herbert Kickl und der FPÖ in die Hände. Ob Muzicant das bewusst ist, ob er das, bei aller verständlichen Empörung, bedacht hat? Was wir derzeit am dringendsten brauchen, ist keine Zuspitzung – sondern eine Abrüstung der Worte. (Petra Stuiber, 13.11.2023)

und

Bis ans Ende der Symmetrie und weiter

Das Argument eines „asymmetrischen Krieges“ zwischen Israel und der Hamas beschwört ein problematisches Bild herauf: Als würde eine mächtige, unerbittliche, zu allem entschlossene israelische Armee der Zivilbevölkerung von Gaza quasi direkt gegenüberstehen.

„Ein Pogrom kommt selten allein!“ Dieser Satz mag in Ihren Ohren zu lapidar, vielleicht sogar zu zynisch klingen, aber in jüdischen Ohren klingt er – wie soll ich es nennen? – fast grau-alltäglich. Ein bestätigendes Nicken wäre die beste körpersprachliche Übersetzung. Der Satz hat nichts Außergewöhnliches, nichts Überraschendes. Wir sind mit Pogromen aufgewachsen. Mit meist von den Eltern erzählten, mit oft den eigenen Kindern weitererzählten, mit manchmal – wenn man zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen ist – auch selbst erlebten.

Vor ein paar Tagen war wieder so eine Nacht. Die Nacht vom 9. November auf den 10. November. Seit 85 Jahren hat diese Nacht sogar einen eigenen Namen, die Kristallnacht. Das Novemberpogrom von 1938 war der brennende Vorbote der systematischen, ja industriellen Vernichtung der Juden. Heuer konnten wir uns leider nicht mit aller Aufmerksamkeit diesem Gedenktag widmen, weil wir den Schock über das Pogrom vom 7. Oktober 2023 noch in den Knochen hatten. Noch lange in den Knochen haben werden. Sicher eine ganze Generation lang. Ein Pogrom ausgerechnet in dem Land, das es nur deshalb gibt, damit es keine Pogrome mehr gibt.

Am 30. Oktober 2023 sind wir knapp am nächsten Pogrom vorbeigeschrammt. Am Flughafen von Dagestan wartete schon ein „Empfangskomitee“ auf die Passagiere einer aus Israel ankommenden Maschine. 

Wenn ich mir mit der Fertigstellung dieser Kolumne ein bisschen Zeit lasse, kommt vielleicht noch das eine oder andere Pogrom dazu.

Kann man eine direkte Linie vom Holocaust zu dem Massaker vom 7. Oktober ziehen? Ja, kann man. Aber diese Linie führt zu keiner Erkenntnis. Zu keiner Erkenntnis, die den Verlauf dieser Linie so verändern könnte, dass auf das letzte Pogrom nicht gleich das nächste folgt und auf das nächste nicht gleich das übernächste.

Diese Linie tut einfach nur weh, sonst tut sie nichts.

Kann man eine direkte Linie von den SS-Schergen zu den Hamas-Schlächtern ziehen? Nein, kann man nicht. Soll man auch gar nicht versuchen, weil man die Vernichtungsmaschinerie von Auschwitz mit nichts vergleichen kann, was vorher Menschen Menschen angetan haben und weil man die Bestialität des 7. Oktobers mit nichts vergleichen kann, was vorher Menschen Menschen angetan haben.

Außerdem gibt es einen Unterschied zwischen damals und heute. Die SS machte keine Fotos oder Filme über ihre Verbrechen. Sie wollte keine Dokumentation, keinen Beweis. Die Vernichtung der Juden sollte vor der Welt geheim gehalten werden. Vielleicht gab es sogar Spurenelemente von Scham.

Anders die Mörder der Hamas. Während sie massakrierten, filmten sie ihre Taten, um sie über Soziale Medien sofort in die Welt hinauszuposaunen. Sie wollten, dass es die Welt sieht.

Der englische Journalist Douglas Murray, der aus Gaza berichtet und einer der ersten war, der das Filmmaterial vom 7. Oktober ansehen durfte, beschrieb das in einem Gespräch mit Piers Morgan (unglaublich beeindruckendes TV-Dokument übrigens) so: „Der Unterschied zu den Nazis ist, dass die Hamas-Mörder es mit Freude und Stolz gemacht haben.“

Ich höre ständig vom asymmetrischen Krieg zwischen Israel und der Hamas. Mir ist schon klar, was ein asymmetrischer Krieg ist, nämlich der kriegerische Konflikt zwischen zwei ungleichen Gegnern. Aber hier geht es vielen um etwas ganz anderes. Hier ist mit der Asymmetrie gemeint – und das wird von Tag zu Tag deutlicher und lauter – dass eine mächtige, unerbittliche, zu allem entschlossene israelische Armee der Zivilbevölkerung von Gaza quasi direkt gegenübersteht.  

Als gäbe es keine Hamas.

Als gäbe es keine Geiseln mehr zu befreien.

Als hätte man vergessen, dass sich die Hamas hinter den eigenen Zivilisten versteckt.

Als wäre es nur ein böswilliges jüdisches Gerücht, dass die Hamas Zivilisten mit Gewalt daran hindert, sich in den Süden abzusetzen.

Als wäre es eine absolute Neuigkeit, dass die geschundene Zivilbevölkerung schon seit 16 Jahren von der Hamas geschunden wird.

Als würde man das Leben von israelischen Soldaten aufs Spiel setzen, nur um sich abzureagieren und zu rächen.

Ja, es ist eine Katastrophe. Ja, es sterben viel zu viele Zivilisten. Ja, es muss auch im Krieg – oder gerade im Krieg – eine Diskussion über Moral und Ethik geben. Und ja, man darf Israel auch kritisieren (findet schließlich auch innerhalb von Israel statt). 

Aber hat irgendjemand der vielen Israel-Basher eine Antwort darauf, wie man tausende Kilometer von unterirdischen Tunnels anders, „humaner“, rücksichtsvoller zerstören könnte? Oder soll sich Israel zurücklehnen, die Opfer des 7. Oktobers betrauern und auf den nächsten Hamas-Angriff warten?  

Was ist mit der Asymmetrie, dass man zwar Israel das Recht zugesteht, sich der Hamas zu entledigen, aber nicht zugesteht das so zu machen, wie es die israelische Militärführung für richtig hält. Wer bestimmt die Angemessenheit? Die Pro-Hamas-Demos auf der Straße? Die „From the River to the Sea“-Chöre? Diejenigen, die die Bilder der Entführten von den Wänden reißen? 

Dieser Krieg ist voll von Asymmetrien. Die Asymmetrie der Bilder. Die Asymmetrie der Worte. Die Asymmetrie der Wahrnehmung. Die Asymmetrie der öffentlichen – und manchmal auch der veröffentlichten – Meinung.

Ich komme also zurück zu meinem Anfang. 

Wenn es in den Augen der Welt in Gaza „symmetrischer“ zugehen würde, verschwänden dann die Antisemiten von den Straßen?

Wenn es in den Augen der Welt in Gaza „symmetrischer“ zugehen würde, gäbe es dann bei pro-israelischen Demos genau so viele Teilnehmer, wie bei Pro-Hamas-Demos?

Wenn es in den Augen der Welt in Gaza „symmetrischer“ zugehen würde, würden dann die, die Davidsterne auf die Haustüren von Juden schmieren, diese wieder reumütig wegwaschen?

Wenn es in den Augen der Welt in Gaza „symmetrischer“ zugehen würde, würden dann die, die jüdische Friedhöfe in Brand setzen, dieses Feuer wieder eigenhändig löschen?

Wenn es in den Augen der Welt in Gaza „symmetrischer“ zugehen würde, würden dann die, die aus vollem Hals schreien „Tod den Juden!“ verstummen? 

Ich fürchte, dass das stimmt, was mein Freund Richard Schneider in dem wunderbaren Podcast mit Jagoda Marinić gesagt hat. Für Juden war und ist „das da draußen unsicheres Terrain“.

Ihr Harry Bergmann 

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Oberst Johann Wlaschitz beim Gesamttreffen des Regionalteams Favoriten am 14.6.2023, in dem er an die RT10 Broschüre „20 Jahre RT10“ vom April 2002 erinnert hat. Er bedauerte, dass es 2022 anlässlich „40 Jahre RT10“ keine Dokumentation gegeben hat.

Nach zehn Jahren „Pause“ nahm ich auf Anraten von Herrn Oberst Wlaschitz wieder an einem Gesamtreffen des RT10 teil. Da es diesmal im Polizeikommissariat Favoriten stattfand, war er – kurz vor seinem kommenden Ruhestand als Stadtpolizeikommandant Favoritens – noch einmal Einladender.

Ich werde daher künftig so oft wie möglich als Obmann des parteifreien Grätzlvereins „triesterviertel.at“ an den Treffen des „Regionalteam Favoriten“ teilnehmen.

Näheres bei den „Aktiven Projekten“ in der „Dorfwiki-Webseite vom Triesterviertel

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Ein Menschenfreund und „begnadeter Erzähler“©

Erinnerungen an den Kulturwissenschaftler, Lehrbeauftragten, Ö1-Radiojournalisten und Buchautor sowie den Böhmischen Prater- und Fußballfan.

Sein Leben, erinnert vom älteren Bruder Peter:

Wolfgang Slapansky wurde am 25.September 1959 als zweiter Sohn von Ing. Otto und Annemarie Slapansky in Wien geboren. Der Vater war Konstrukteur im Kran- und Maschinenbau, die Mutter hatte ihren Beruf im Büro einer Großhandelsfirma aufgegeben, um sich ganz um die beiden Kinder kümmern zu können.

Die Kindheit war unbeschwert und glücklich, mit alljährlich mehreren Wochen Urlaub, zumeist am Attersee oder in der Steiermark, an Wochenenden Wandern oder Baden, Radfahren und Schifahren.

Die Familie lebte im 10. Bezirk, gleich neben dem Laaerbergbad, und der sonntäglichen Familienausflug hatte oft den nahen Laaerberg zum Ziel, der damals noch wesentlich weniger dicht verbaut war, mit weitläufigen Wiesen und einem herrlichen Ausblick über Simmering und die Donauauen bis zu den Hainburger Bergen und den Kleinen Karpaten.

Und ein wichtiger Programmpunkt des Sonntagausflugs war auch immer wieder der Besuch im Böhmischen Prater. Dieser war in den Sechzigerjahren zwar etwas heruntergekommen, aber ein Ringelspiel, Schaukeln und Fahrräder, vor allem ein Eis hat es immer gegeben. Und dieser Böhmische Prater sollte in seinem späteren Leben noch eine wichtige Rolle spielen.

Wolfgangs Kindergarten und Volksschule waren in der alten Per-Albin-Hansson-Siedlung, das Gymnasium dann in der Ettenreichgasse, wo die Jugend natürlich schon nicht mehr so weitgehend unbeschwert war.

Aber Wolfgang konnte sich sehr für den Fußball begeistern und war, was für einen Wiener wohl eher ungewöhnlich ist, ein glühender Anhänger von VOEST-Linz. Selbst gespielt hat er in seiner Klassenmannschaft, wo ihm der Spitzname „Gustl“, nach dem damals sehr bekannten Fußballer Gustl Starek, gegeben wurde. Daneben war er ein genauso enthusiastischer Pfitschigogerl-Spieler, in den Schulpausen und auch zu Hause.

Wesentlich wichtiger für ihn war damals aber, dass er die Leidenschaft zum Blues und zur Rockmusik für sich entdeckt hat. Er hat sich weitgehend selber das Gitarrespielen beigebracht. Gemeinsam mit seinem Mundharmonika spielenden Freund Jelly hat er sich ab und zu auch als Straßenmusiker versucht, mit Freunden hat er die Band „Gully Folks“ gegründet, in der er noch einige Jahre tätig war.

Das Gymnasium hat er nach mancherlei Querelen aber doch zeitgerecht nach acht Jahren 1978 mit der Matura abgeschlossen. Seine acht Monat beim Bundesheer im Anschluss daran hat er mit dem Sortieren von Meldezetteln zugebracht.

Obwohl er anfangs nicht recht wusste, was er machen sollte, haben ihn die Eltern zu einem Studium ermuntert. Ein erster Versuch mit Forstwirtschaft an der BoKu hat ihn nicht sonderlich fasziniert. Aber dann hat das Studium der Volkskunde an der Uni Wien begonnen und war schon bald Feuer und Flamme. Es waren vor allem seine beiden Lehrer Helmut Fielhauer und Olaf Bockhorn, beide Vertreter einer kritischen und sozial engagierten Volkskunde, die seine Begeisterung wecken konnten.

Am 27.7.2009 beim „Orte erzählen“-Planungsgespräch mit Helga Endl im ORF-Kulturcafe

Nach einer Diplomarbeit über Vergnügungsparks im Allgemeinen verfasste er eine Dissertation über den Böhmischen Prater mit dem Titel Der böhmische Prater: Zur Kulturgeschichte einer Wiener Vergnügungsstätte an der Peripherie, die er 1991 abschloss. Ein wesentlicher Punkt, den er in seiner Dissertation gelernt hatte, und der ihm später sehr nützlich sein sollte, war die akribische Recherche in Bibliotheken und Archiven. So hat er z.B. monatelang Stapeln von Akten der Bezirkshauptmannschaft Bruck an der Leitha, die im 19. Jh. für Oberlaa und den Laaerberg zuständig war, durchgesehen.

In den Ferien unternahm er ausgedehnte Reisen durch Belgien, Frankreich, England, Schottland und Spanien. Vor allem Irland har er mehrmals bereist, wo er seine Liebe zur irischen Folkmusik in zahlreichen Pub-Besuchen ausleben konnte.

Nach Beendigung des Studiums strebte er zunächst eine wissenschaftliche Tätigkeit an der Uni an, was ihm aber nicht gelang. Er betätigte sich zunächst als freischaffender Kulturwissenschaftler mit Auftragsarbeiten diverser Kulturabteilungen, Mitarbeit an verschiedenen Ausstellungen und ähnlichem.

Themen waren oft verschiedene Aspekte der Stadtkultur und der Arbeiterkultur. Einen Schwerpunkt bildete dabei immer wieder sein Heimatbezirk Favoriten. Fasziniert war er von allen Aspekten der Peripherie der Großstadt, jener sich ständig wandelnden Grauzone zwischen Stadt und Land, die nicht mehr das eine und noch nicht das andere ist.

Der Fußballsport in Wien, vor allem in Favoriten, als Teil der Arbeiterkultur, hat ihn immer wieder beschäftigt. Dabei hat er die Geschichte von heute längst vergessenen ehemaligen österreichischen Spitzenvereinen wie dem SC Nicholson, SpC Rudolfshügel oder ASV Hertha Wien ausgegraben. Er beschäftigte sich aber auch mit völlig anderen Themen wie „Pannonische Gutshöfen“, „Familienfesten“ oder dem „Religiösen Brauchtum im Jahreskreis“. Er verfasste auch Beiträge zu mehreren Niederösterreichischen Landesausstellungen.

Diese Zeit prekärer Arbeitsverhältnisse und eigentlich ohne echte Zukunftsperspektive wurde von ihm allerdings als Belastung empfunden. Sein viel zu früh verstorbener Schulfreund Markus Fritz hat ihn dann mit dem Radio in Kontakt gebracht. Seit 1992 war er für den ORF tätig, zunächst bei Radio Wien, bei Radio Österreich International und schließlich dann bei Ö1 in den Abteilungen Religion und Wissenschaft.

Er verfasste Beiträge für „Logos-Theologie und Leben“, „Praxis – Religion und Gesellschaft“, „Erfüllte Zeit“, „Religion aktuell“, „Dimensionen – die Welt der Wissenschaft“, „Salzburger Nachtstudio“ sowie für die Journale. Wolfgang Slapansky war auch Producer der Ö1-Sendereihe „Memo – Ideen, Mythen, Feste“.

In seinen Sendungsbeiträgen beschäftigte er sich mit einer geradezu babylonischen Vielfalt unterschiedlicher Themen, wobei für ihn die profunde Recherche eine unverzichtbare Grundlage darstellte. Ein von ihm gestaltetes „Radiokolleg“ zum Thema „Großraum Wien-Bratislava“ wurde 2006 mit dem „Andreas-Reischek-Anerkennungspreis“ gewürdigt.

Wolfgang Slapansky war gleichzeitig Lehrbeauftragter an den Universitäten Wien, Graz und Innsbruck, wo er volkskundliche und kulturwissenschaftliche Lehrveranstaltungen gestaltete. Ein wesentliches Thema war dabei auch seine Lehrveranstaltung über die „Vermittlung kulturwissenschaftlicher Inhalte im Radio“.

Am 12.5.2016 in der Gebietsbetreuung (mit Siegfried Schuller) beim Präsentieren der 10. „Orte erzählen“-Tafel

In seinem Privatleben gab es 1997 einen markanten schmerzhaften Einschnitt, der vieles auf den Kopf stellte. Sein Vater erkrankte plötzlich schwer und wurde praktisch über Nacht zu einem Pflegefall. Und damit nicht genug, war die Mutter durch die Aufregungen und nervlichen Belastungen so mitgenommen, dass sie einige Wochen darauf einen tödlichen Herzinfarkt erlitt. Er hat nun alles unternommen, dass der Papa in seiner geliebten Wohnung bleiben kann und nicht in ein Pflegeheim muss. Er besuchte seinen Vater fast täglich. Er ermunterte ihn auch zu Therapien und fuhr mit ihm ins Grüne, um das Gehen zu üben. Und tatsächlich besserte sich der Zustand des Vaters so weit, dass er nach etwa zwei Jahren wieder weitgehend selbstständig in seiner Wohnung leben konnte. Da er aber nichts Schwereres tragen und nur äußerst mühsam Stiegen steigen konnte, war weiterhin ständige Unterstützung im Alltag notwendig. Sein Vater ist schließlich Anfang 2017, etwa ein halbes Jahr vor Wolfgang gestorben.

Ein privates Glück hat er mit seiner Lebensgefährtin Anna gefunden, eine Beziehung, die längere Zeit als Fernbeziehung zwischen Wien und Krakau sicher nicht einfach war, aber doch mehr als zehn Jahre gehalten hat, bis sie durch seinen Tod zerrissen wurde.

Wolfgangs Haupttätigkeit blieb seine Arbeit für den Rundfunk, die er mit großer Begeisterung durchführte. So kam er manchmal, wenn er von seinen umfangreichen Recherchen in Stifts- und Klosterarchiven berichtete, regelrecht ins Schwärmen.

Am 29.3.2017 im Baranka (Belgrad)-Park vor der ehemaligen Heller-Zuckerlfabrik beim Interview von Siegfried Schuller zum Triesterviertel für eine Ö1-„Memo“-Sendung . Rechts im Hintergrund die Gedenktafel an die ermordeten Roma und Sinti.

Darüber hinaus engagierte er sich auch in den Bezirksmuseen von Favoriten und Simmering, oder z. B. in der Initiative „Orte erzählen“ im „Triesterviertel“.

Wolfgang Slapansky ist etwa einen Tag nachdem er die Rohfassung des Manuskripts zu seinem letzten Buch *) abgegeben hatte, völlig unerwartet am 30. 8. 2017 um etwa 4 Uhr früh im Franz-Josef-Spital in Wien Favoriten an einem Herzinfarkt verstorben.

Ein Nachruf des Österreichischen Fachverbandes für Volkskunde, dessen Mitglied er war, beschreibt ihn als ruhigen, bescheidenen und stets liebenswürdigen Lehrer, Kollegen und Zeitgenossen, der die Gabe des genauen Hinsehens und Zuhörens besaß.

*) „Reise in die Geschichte der ArbeiterInnenbewegung in Wien“ (Siehe unten)

Die Bücher von Wolfgang Slapansky:

Das „Hauptwerk“ ist 1992 erschienen, mit einem Vorwort von Hubert Ch.Ehalt:

Diese Widmung 1992 markiert den Beginn unserer guten Zusammenarbeit bis 2017:

1991 die erste Veröffentlichung mit einem Vorwort von Wolfgang Kos:

Zwei Tage vor seinem plötzlichen Tod übergab Wolfgang das Manuskript Georg Sever, seinem Partner und Mitarbeiter der Wiener Arbeiterkammer:

Dazu passend:

Nr.144: „Menschen erzählen“ und „Orte erzählen“

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JA, WENN DIESE ÖFFNUNG DAS ZIEL HAT:

EIN BESSERER ZUGANG ZUM WISSEN ALLER HIER LEBENDEN MENSCHEN

Konkrete Schritte in diese Richtung wären:

  1. Gewählte Beiräte in Wohnhäusern mit interessierten gemeinnützigen Bauträgern. (Ähnlich wie in jenen der Stadt Wien)

WP 167: https://fritzendl.wordpress.com/2022/11/29/wp-167-ein-sicherheitsnetz-im-triesterviertel/

WP Nr.133: Zur Spinnerin 2: „Haus und Gemeinschaft gerettet“ | Gedanken eines besorgten Großvaters (wordpress.com)

2.Stadtteil-Beiräte durch ein Zufallsprinzip.

WP156: „Kommunale Intelligenz“ in das „Triesterviertel“…. | Gedanken eines besorgten Großvaters (wordpress.com)

WP  Nr.148: Ein „Bürger*innen-Rat“ für das „Triesterviertel“,… | Gedanken eines besorgten Großvaters (wordpress.com)

3. Die Möglichkeit, Vorschläge im Bezirksparlament vorzutragen.

Nr.147: Gedanken zum „Sozialraum-Monitoring“ der AK-Wien | Gedanken eines besorgten Großvaters (wordpress.com)

„Beteiligungsmodell Gablitz“: DorfWiki: Triesterviertel/BezirkspolitikerBezirkspolitikerinnen/ZieleDesBeteiligungsmodellsGablitz

WP Nr.111: Bezirksvorsteher*innen in Wien | Gedanken eines besorgten Großvaters (wordpress.com)

WP Nr.1: 10.6.2009 Großeltern aller Länder vereinigt euch! | Gedanken eines besorgten Großvaters (wordpress.com)

WP Nr.92: 31.10.2016 https://fritzendl.wordpress.com/2016/10/31/wir-sind-weltweit-die-mehrheit/

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Diese meine monatlichen „Gedanken eines besorgten Großvaters“ stehen am Beginn meines neunten Lebensjahrzehnts und sind die ersten im Jahr 2023.

Die Anfangsbuchstaben der Schlüsselwörter des Titels „Solidarität und Nachbarschaft“ ergeben sehr passend das englische Wort für „Sonne“.  „SUN-IT im Triesterviertel“ übersetze ich sehr persönlich mit: „Die Sonne möge im (bunten) Triesterviertel scheinen“. SUN bedeutet für mich: Solidarität Und Nachbarschaft. Und um Solidarität IN der Nachbarschaft – beginnend in unserem Wohnhaus Zur Spinnerin 2 – geht es in fast allen meinen bisherigen 168 Texten. Mit ALLEN Menschen, die hier auf Basis der allgemeinen Menschenrechte leben.

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Daraus einige Beiträge zu den Themen „Solidarität“ und „Nachbarschaft“ seit 2009:

WP01-09.06.10  Großeltern aller Länder vereinigt euch!

WP02-09.07.16  Hier bin ich daheim!

WP10-09.11.30 Auf „Augenhöhe“ mit SPÖ-Gemeinderätin Tanja Whesely

WP27-11.03.29 „Das mache ich für meine Enkelkinder!“

WP28-11.04.17 Was haben FPÖ und Grüne gemeinsam? Sie gewinnen mit Angst Wahlen…..

WP40-12.04.30  „Aktiv sein mit andern“ im Triesterviertel

WP41-12.05.31  Einmischen in unsere eigenen Angelegenheiten!

WP64-14.06.30  Gegen die Einsamkeit in der Großstadt!

WP67-14.09.30  Wo können wir noch mit Nachbarn tratschen?

WP74-15.04.30  Gute Nachbarschaft fängt im Wohnhaus an

WP76-15.06.30  „Unser Triesterviertel“ im internationalen Vergleich

WP79-15.09.30  Integration beginnt im Wohnhaus und Grätzl

WP83-16.01.30 Warum wurde nicht Martina Faymann Sicherheitssprecherin der Wiener SPÖ?

WP88-16.06.30 Von der Nachbarschaft zur Gemeinschaft

WP122-19.04.30  Vom Nachteil, dazwischen zu sein

WP147-21.04.30  Gedanken zum „Sozialraum Monitoring“ der AK Wien

WP151-21.08.28  Einfache „TELEFON-RINGE“…

WP153-21.10.31  Teilnahme am „Grätzlbeirat Innerfavoriten“

WP167-22.11.29  Ein Sicherheitsnetz im „Triesterviertel“

WP168-22.12.29  Bin 80: „Das war’s! War’s das?“

WP169-23.01.31  Projekt „SUN-IT“=“Solidarität Und Nachbarschaft Im Triesterviertel“

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Dazu zwei aktuelle Sendungen in Ö1:

1.    „Im Gespräch“ Do, 8.9.2022 von Renata Schmidtkunz: „Krieg in Europa und keine Aussicht auf Frieden?“

2.    „Gedanken“ So,11.9.2022 von Thomas Maurer: „An der Zeitgenossenschaft führt kein Weg vorbei .“

Als „ORF-Download-Abonnent*in“ (Anmeldung hier) sind beide Sendungen noch bis 7.10.  bzw. 10.10. zu hören. 

Zu 1) Renata Schmidtkunz im Gespräch mit der Theologin Margot Käßmann, dem Schriftsteller Ilija Trojanow und dem Demokratieforscher Wolfgang Merkel

Auszug vom Ö1- Programm: „Der Krieg verwirrt das Denken“, sagte der Schriftsteller Ilija Trojanow in seiner Eröffnungsrede der Salzburger Festspiele im Juli 2022. Besser könnte man wohl den Zustand Europas seit Beginn des Ukraine-Krieges am 25. Februar dieses Jahres nicht beschreiben. Angesichts der schweren Kriegsverbrechen in der Ukraine – Krieg ist immer ein Verbrechen – rufen in Europa die einen nach Waffen, die anderen nach Friedensverhandlungen. Letztere werden dafür naiv genannt, erstere Kriegstreiber. Ein tiefer Graben geht durch Europa, ein Gedankengraben.

Im Gespräch mit Renata Schmidtkunz stellen drei Menschen ihre Position klar:

Die evangelische Theologin Margot Käßmann glaubt an die bleibende Kraft des Pazifismus. Ilija Trojanow fragt, was wir aus der kriegsreichen Geschichte Europas für das kriegerische Heute gelernt haben. Und der Berliner Politikwissenschafter und Demokratieforscher Wolfgang Merkel, der sich im April 2022 gemeinsam mit anderen WissenschafterInnen in einem „Offenen Brief“ an den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz gegen Waffenlieferungen an die Ukraine ausgesprochen hat, erklärt, warum Friedensverhandlungen unseren Demokratien mehr nützen als die Fortsetzung des Krieges.

Bücher:

Margot Käßmann, Konstantin Wecker, Entrüstet euch! Von der bleibenden Kraft des Pazifismus, 2022 bene!
Margot Käßmann, Mit mutigem Schritt zurück zum Glück: Weil uns das Leben immer wieder überrascht, 2021 bene!
Margot Käßmann, Nur Mut! Die Kraft der Besonnenheit in Zeiten der Krise, 2020 bene!

Wolfgang Merkel (Hg.), Demokratie und Krise: Zum schwierigen Verhältnis von Theorie und Empirie, 2014 Springer

Ilija Trojanow, Der Weltensammler, 2020 Fischer-Verlag
Ilija Trojanow, Doppelte Spur, 2020 Fischer-Verlag

Zu 2) Auszug vom Ö1- Programm: „Thomas Maurer denkt über die dringenden und drängenden Fragen der heutigen Zeit nach.

Gendern, Political Correctnes, Klimawandel, Flugscham, Fairtrade, Konsumwahn und nur am Rande Corona – es sind die Themen unserer Zeit, welchen sich der Kabarettist Thomas Maurer stellt. Und das tut er gründlich. Der ehemalige Buchhändler, der eigentlich Karikaturist werden wollte, recherchiert genau, liest die einschlägige Literatur, ist wirklich informiert, bevor er sich an das Schreiben eines neuen Programmes macht.

Durch sein genaues Hinschauen und seine fundierte Auseinandersetzung mit der jeweiligen Materie, gelingt es ihm, dem durchaus experimentierfreudigen Satiriker, aus schwerer Kost wirklich unterhaltsame Kabarettprogramme zu gestalten.

Denn Thomas Maurer, der im Juni seinen 55.Geburtstag beging, ist davon überzeugt: „Einer der größten Irrtümer ist ja, dass, wenn man etwas komisch aufarbeitet, dass dann die Ernsthaftigkeit verloren ginge. Ich bin sozialisiert mit den Lese-Schallplatten vom Qualtinger und war sehr früh ein großer Manfred Deix Fan, der es zustande brachte, sich mit wirklich harten Themen von Kindesmissbrauch bis Holocaust in einer Art und Weise auseinanderzusetzen, die schrecklich und wahnsinnig komisch gleichzeitig war.“

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Passende Beiträge von früher:

WP 157: Der Fall Lukaschenkos und Putins…..

Nr.92: Wir sind weltweit DIE MEHRHEIT!

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 „Die Revolution hat ein weibliches Gesicht – Der Fall Belarus“ schrieb die Philosophin Olga Shparaga 2020 in ihrem gleichnamigen Buch.

Während aktuell (26.2.) russische Soldaten dabei sind, auf Befehl Wladimir Putins auch Kiew, die Hauptstadt der Ukraine, im Häuserkampf zu erobern, hörte ich mir auf Ö1 ein Gespräch von Renata Schmidtkunz mit der 1974 in Weißrußland (Belarus) geborenen Philosophin und Revolutionärin Olga Shparaga an, das sie erst vor einem Monat mit ihr geführt hatte. Da war sie noch optimistisch und glaubte nicht, dass „es wieder zurückgeht“: „Die Frauen sind erwacht, sie haben sich entdeckt.“

Leider kam es anders. Putin zerstört diese Hoffnung brutal. Warum gerade ein kleiner Mann wie Putin? Darauf hat (P.M.Lingens am 26.2. auf seiner Webseite) die ukrainische Bachmann-Preisträgerin Tanja Maljartschuk eine Antwort: „Er ist ein gewalttätiger Mann. Einer, wie sie zwanzig Jahre ihre Frau prügeln. Einer, der mit seiner Aggression nicht zu Rande kommt.“ Man muss das leider verallgemeinern: Krieg ist Männersache – untrennbar verbunden mit dem Patriarchat. Alle Kriege wurden von Männern losgetreten; nur Männer waren so blöd, jubelnd in den 1. Weltkrieg zu ziehen – auch wenn Frauen sie dafür bewunderten; Hitlerjungen waren stolz, schon Männer zu sein, als Adolf Hitler sie in den „Volksturm“ berief.

Aus dem Text von Ö1: In ihrem Buch „erzählt Olga Shparaga vom Mut der weißrussischen Frauen und der täglichen Anwendbarkeit von Philosophie im Kampf um Freiheit und Gleichberechtigung.“

Zur Person: Als im Juni 2020 in Weißrußland die Proteste gegen Staatspräsidenten Lukaschenko begannen, war Olga Shparaga eine der Frauen, die diese Proteste mitgeplant, mitgedacht, mitgeführt haben. Geboren wurde sie 1974 in Minsk, von Beruf ist sie Philosophin. Nach dem Wahlsieg Lukaschenkos, von dem viele sagen, er sei manipuliert worden, wurden im ganzen Land Oppositionelle verhaftet und eingesperrt. In den Gefängnissen seien die Frauen, die während des Protestes gegen das patriarchale System Lukaschenkos „erwachten“, zu Schwestern geworden, sagt Olga Shparaga, die auch selbst inhaftiert wurde.

Im November 2020 verließ sie angesichts eines bevorstehenden Strafprozesses das Land und lebt seither in Berlin. Dort entstand das Buch „Die Revolution hat ein weibliches Gesicht. Der Fall Belarus“.

ARBEITSVORHABEN ihres Forschungsprojektes:

Emanzipation, Sorge, Revolution: Der Fall Belarus

Im dritten Kapitel meines Buches „Die Revolution hat ein weibliches Gesicht: Der Fall Belarus“ (Suhrkamp 2021) habe ich versucht, mithilfe der Begriffe „gesellschaftliche Emanzipation“ und „Sorge“ die revolutionären Ereignisse in Belarus 2020 konzeptionell zu erfassen.

Dieser Versuch rührt daher, dass erstens eben die gesamte belarussische Gesellschaft (und nicht nur die Opposition) zur Triebkraft der Revolution geworden ist, zweitens diese Gesellschaft dabei als höchst heterogen in Erscheinung getreten ist und drittens nach Auffassung der Beteiligten das wichtigste Ergebnis der Revolution eine grundlegende Transformation dieser Gesellschaft war. Fragen der kulturellen Identität spielten kaum eine Rolle. Stattdessen wurden verschiedene neue soziale Allianzen gebildet und horizontale Formen der Kooperation und der gegenseitigen Unterstützung praktiziert. Ebendiese sind zum tragenden Gerüst der Solidarisierung innerhalb verschiedener sozialer Gruppen und über deren Grenzen hinweg geworden.


In diesem Zusammenhang schrieben die AktivistInnen in Belarus schon im September 2020 darüber, dass die Sorge für sich selbst und für andere zum zentralen Ansatz und zum Programm der Revolution in Belarus geworden ist. Dabei wurde auch der Begriff des Sorgestreiks verwendet. Die Beziehungen gegenseitiger Sorge, so könnte man mit Judith Butler interpretieren, wurden zu einer neuen sozial-politischen Infrastruktur, welche die Grundlage für demokratische Solidarität und Kooperation bildet und autoritäre Unterdrückung und Gewalt infrage stellt.

Bedeutet das, dass dadurch die gesellschaftliche Emanzipation eine neue Form annimmt und zur weiteren politischen Subjektivierung der belarussischen Gesellschaft und somit zur Fortsetzung der Revolution beiträgt? Die Darstellung und Analyse einer neuen Konstellation der Emanzipation, der Sorge, der politischen Subjektivierung und der Revolution in Belarus ist das Hauptanliegen meines Forschungsprojektes.

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….zum Wiederaufbau von Nachbarschaften und der Grätzlgemeinschaft im Sinne des Buches „Kommunale Intelligenz – Potenzialentfaltung in Städten und Gemeinden“ von Gerald Hüther und damit auch der Volksweisheit „Um Kinder gut großzuziehen, braucht man ein ganzes Dorf“.

Grundsätzlich bleibt aber das Anliegen unseres parteilosen Grätzlvereins, einen Beitrag im Sinne von „Global denken – lokal handeln“ zu leisten. Deshalb sind wir seit 2009 ein Teil des visionären „Dorfwiki“, das neben der kommunalen (lokalen) auch die „Globale Intelligenz“ und damit die SORGE FÜR ALLE MENSCHEN auf unserer Erde als Ziel verfolgt.

Gerald Hüther ist einer der bekanntesten Hirnforscher Deutschlands und Buchautor. Er ist auch Mitinitiator von „Schule im Aufbruch“ und betont dabei vor allem die Bedeutung der Kommune für die Entwicklung von heranwachsenden Kindern und Jugendlichen. Auch er zitiert in dem erwähnten Büchlein „Kommunale Intelligenz“ die (angeblich afrikanische) Volksweisheit „Um Kinder gut großzuziehen, braucht man ein ganzes Dorf“. Sie war auch für den ehemaligen Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky das Leitmotiv für sein Projekt „Wiener Bildungsgrätzl“. Das entwickelte sich leider nicht so wie meine Frau und ich anfangs erhofft hatten, sodass nun die Hoffnungen unseres kleinen Grätzlvereins „triesterviertel.at“ im Bereich „Bildung“ auf der überparteilichen Initiative „Schule im Aufbruch“ beruhen.

Aus „Kommunale Intelligenz“ S.38-41:

Die Kommune als Erfahrungsraum für die Herausbildung sozialer Einstellungen und Haltungen:

Der wichtigste Erfahrungsraum, in dem die in unsere Welt hineinwachsenden Kinder und Jugendlichen erleben können, dass sie so, wie sie sind, gesehen, angenommen, wertgeschätzt und gemocht werden, ist die Familie.

In seiner Familie, im täglichen Zusammenleben mit seinen Eltern, Geschwistern und anderen Familienangehörigen müsste eigentlich jedes Kind die Erfahrung machen, dass es nicht nur untrennbar mit den anderen Familienangehörigen verbunden ist und dazugehört, es müsste auch immer wieder spüren, dass es selbst ernst genommen und in seiner Einzigartigkeit gesehen wird, dass es ermutigt wird, sich ständig weiterzuentwickeln, seine Talente und Begabungen zu entfalten und sich vielseitige Fähigkeiten und Kompetenzen anzueignen, immer eigenständiger sein Leben zu gestalten, immer autonomer und freier zu werden und dabei gleichzeitig mit allen anderen emotional verbunden zu bleiben.

Wenn das so wäre und alle Kinder in ihren Familien diese Erfahrung machen könnten, würden auch alle Kinder ihre angeborene Entdeckerfreude und Gestaltungslust, ihre Offenheit und Begeisterungsfähigkeit, ihre Kreativität und ihre Lust an der Entfaltung ihrer eigenen Potenziale nicht verlieren.

Kein Kind müsste versuchen, weil es sich entweder in seinem Grundbedürfnis nach Zugehörigkeit oder in seinem ebenso wichtigen Grundbedürfnis nach Autonomie verletzt fühlen, diesen Schmerz zu unterdrücken oder ihn durch irgendwelche Ersatzbefriedigungen zu stillen.

Kein Kind müsste, weil es selbst verletzt wurde, andere Menschen verletzen. Kein Kind müsste, weil es sich selbst als ohnmächtig erfahren hat, danach trachten, Macht und Einfluss über andere zu gewinnen.

Kein Kind müsste, weil es selbst nicht wertgeschätzt worden ist, andere Menschen abwerten.

Kein Kind müsste, weil es selbst nicht gesehen wurde, ständig versuchen, die Aufmerksamkeit anderer zu erzwingen.

Leider machen nicht alle Kinder in ihren Herkunftsfamilien solch positive Erfahrungen. Allzu häufig werden aus Kindern „Problemkinder“, die das Zusammenleben schon im Kindergarten stören. Ihnen fällt es schwer, mit anderen Kindern frei und unbekümmert zu spielen, sie werden in der Schule als „Störenfriede“ auffällig und untergraben später das friedliche Zusammenleben in der Kommune. Jene, die sich selbst als Opfer irgendwelcher Erziehungsmaßnahmen erlebt haben, können zu Tätern werden, deren egozentrischen Verhaltensweisen wiederum andere Menschen zum Opfer fallen. Asozial und verantwortungslos ist die diesen Verhaltensweisen zugrunde liegende innere Einstellung. Damit kommt kein Kind zur Welt.

Wenn diese ungünstigen Haltungen und inneren Einstellungen in ihrem Gehirn erst durch vorangegangene ungünstige Erfahrungen verankert worden sind und wenn – wie wir inzwischen aus den Erkenntnissen der Hirnforscher wissen – Menschen zeitlebens neue Erfahrungen machen und in ihrem Gehirn verankern können, so liegt die Lösung für diese Probleme auf der Hand:

Es müsste diesen Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geboten werden, künftig andere, günstigere Erfahrungen zu machen – mit sich selbst, mit ihrer eigenen Kreativität und Gestaltungskraft, im täglichen Zusammenleben mit anderen, beim gemeinsamen Lernen, beim Entdecken und Gestalten. Das wäre die Lösung.

Und der Ort, wo den Kindern und Jugendlichen diese Erfahrungen ermöglicht werden könnten, wo sie am leichtesten zu finden und freizulegen wären, ist die Kommune. „Um Kinder gut großzuziehen, braucht man ein ganzes Dorf“, heißt die offenbar schon sehr alte, angeblich aus Afrika stammende Volksweisheit, die nun durch die Erkenntnisse der Hirnforscher auf beeindruckende Weise bestätigt wird.

In einem Dorf, in einem Stadtteil finden Kinder immer irgendwelche Menschen, die irgendetwas Besonderes können. Und je unterschiedlicher die Menschen sind, die dort leben, desto reichhaltiger wird das Spektrum der Möglichkeiten, das Kinder und Jugendliche dort vorfinden, um sich mit ihren jeweiligen Begabungen und Interessen jemanden zu suchen, der ihnen zeigt, wie etwas geht, was es in der Kommune alles zu entdecken und zu gestalten gibt. Und um was man sich gemeinsam mit anderen Menschen kümmern kann.

Wenn Kinder und Jugendliche wieder erleben können, dass sie nicht ständig wie Objekte belehrt, gemaßregelt, beschult und erzogen werden, sondern dass sie in ihrer Kommune von anderen Mitgliedern beachtet und wertgeschätzt werden, wenn ihnen zugetraut würde, Aufgaben zu übernehmen, die für die Kommune und das kommunale Leben wichtig sind. Dann könnte sich jedes Kind und jeder Jugendliche als jemand erfahren, der mit seinen besonderen Talenten, mit seinen erworbenen Fähigkeiten und seinem bisher angeeigneten Wissen in dieser besonderen Weise zum Gelingen von etwas beiträgt, was nur in einer gemeinsamen Anstrengung gelingen kann.

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Frühere Texte, die zum Thema „Kommunale Intelligenz im Triesterviertel“ passen:

Nr.58: Phönix-Realgymnasium, Spacelab und Interface: | Gedanken eines besorgten Großvaters (wordpress.com)

Nr.64: Gegen die „Einsamkeit in der Großstadt“! | Gedanken eines besorgten Großvaters (wordpress.com)

Nr.74: Gute Nachbarschaft fängt im Wohnhaus an | Gedanken eines besorgten Großvaters (wordpress.com)

Nr.79: Integration beginnt im Wohnhaus und Grätzl | Gedanken eines besorgten Großvaters (wordpress.com)

Nr.88: „Von der Nachbarschaft zur Gemeinschaft“ | Gedanken eines besorgten Großvaters (wordpress.com)

Nr.106: „Grätzlschulen“ und „Bildungsgrätzl“ sind möglich: AB SOFORT! | Gedanken eines besorgten Großvaters (wordpress.com)

Nr.137: Wir brauchen einen neuen „Grätzl-Punkt“ … | Gedanken eines besorgten Großvaters (wordpress.com)

Nr.141: Mit Kindern freuen im „Triesterviertel“ | Gedanken eines besorgten Großvaters (wordpress.com)

Nr.144: „Menschen erzählen“ und „Orte erzählen“ | Gedanken eines besorgten Großvaters (wordpress.com)

Nr.145: Zur Spinnerin 2: Unsere „gute alte Hausgemeinschaft“ ist wieder spürbar! | Gedanken eines besorgten Großvaters (wordpress.com)

Nr.149: „Mein Haus ist mein Schloss!“ | Gedanken eines besorgten Großvaters (wordpress.com)

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„Nicht unserer Vorväter und – mütter (FE) wollen wir trachten, uns würdig zu zeigen – nein, unserer Enkel.“ (Bertha von Suttner)

Es wird keine Fortsetzung geben:

Mit diesen 150. “Gedanken eines besorgten Großvaters“ wollte ich beginnen, mir auch über die Geschichte unserer Familie Gedanken zu machen und möglichst viele „Spuren“ zu sammeln.

Leider verstärkte sich durch einige Bücher, die ich zuletzt speziell über die Jahre rund um 1938 gelesen habe, die Gewissheit, dass einige Angehörige der auf diesem Foto glücklich versammelte Endl-Familie von den beginnenden Judenverfolgungen zumindest gewusst haben musste, wenn nicht sogar befürwortet und unterstützt haben. .

Ganz besonders traurig stimmt mich mein Vater, der noch bis 1945 überzeugter Hitleranhänger gewesen ist, wie aus seinen Briefen zu entnehmen ist. Daher werde ich mich mit dieser beschämenden Geschichte meiner Familie vor 1945 (zumindest öffentlich) nicht mehr öffentlich befassen, sondern umso mehr mit der Stärkung des friedlichen Miteinanders in unserer Nachbarschaft.

Die Eltern meines Vaters (Heinrich 1865-1945 und Anna 1872-1945) haben in Nachbarhäusern auf der Triesterstraße gewohnt (Nr.42 und 44) und 1896 knapp vor dessen Geburt geheiratet. Mein Vater war also ein geborener „Triesterviertler“. Ich bin erst 1968 nach unserer Heirat vom 15. Bezirk in eine „Zimmer-Küche-Kabinett“ Wohnung) nach Favoriten gezogen und wohne seit 1980 im „Triesterviertel“.

Am Foto die Familie Endl im „Anschlussjahr“ 1938: Dritter von rechts mit Brille mein Vater Fritz („Deutschnational“), rechts daneben Schwester Anna, links stehend Bruder Leopold, dessen Frau Sissy, meine Mutter Mitzi, Großvater Heinrich, Bruder Pepi, ganz links Schwester Mitzi.

Ebenfalls vom Jahr 1938 berichtet Manfred Flügge im Buch „Stadt ohne Seele – WIEN 1938“: Für den „Aufbau“-Verlag „Ein Zeitroman und Schicksalspanorama: Der „Anschluss“ Österreichs durch die Nazis im März 1938 und ihr Einmarsch in Wien waren ein traumatischer Wendepunkt in der europäischen Geschichte“

Für die fünf Geschwister unserer Familie war aber das Jahr 1938 kein „Wendepunkt“ in ihrer guten Familiengemeinschaft und den unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Positionen der drei Brüder: Deutschnational (mein Vater), (vermutlich) sozialdemokratisch (Onkel Pepi) und (vermutlich) katholisch&monarchistisch (Onkel Poldi). Gemeinsam war aber offenbar den drei Brüdern der zunehmende Antisemitismus in den 30-er und 40-er Jahren. Ich möchte mich jedenfalls in meinem Engagement künftig lieber unseren beiden Enkerlmädchen als „würdig“ erweisen als diesen „Endl-Vorfahren“.

Die Überschrift „Mein Papa, zwei Kriege und ich“ bezieht sich auf den Titel eines Buches, das ich schon gelesen habe: „Mein Opa, sein Widerstand gegen die Nazis und ich“ Die Autorin Nora Hespers (Jg 1978), eine deutsche Journalistin, beschreibt darin das Leben ihres Großvaters Theo Hespers, der 1943 wegen „Hochverrats“ hingerichtet worden war. In ihrem Blog „Die Anachronistin“ informiert Nora Hespers  seit 2014 über die Geschichte ihres Großvaters.

Im Unterschied zu Theo Hespers war mein Vater leider kein Widerstandskämpfer gegen das Hitler-Regime, sondern bis 1945 dessen überzeugter Anhänger.

Ich kann daher nicht stolz sein auf meinen bis 1945 „deutschnational“ gesinnten Vater  (Siehe oben) und setze „Mein Papa, zwei Kriege und ich“ nicht fort.

Dazu auch: „Ich über mich„, „Andere über mich und www.triesterviertel.at

Meine Frau Helga und ich hoffen natürlich, dass auch unsere beiden Enkerln einmal stolz auf uns sein werden, auch wenn wir das Glück haben, seit mehr als sieben Jahrzehnten in einer Demokratie zu leben und keine „Widerstandskämpfer“ sein müssen.

Dazu passende „Gedanken“:

DorfWiki: Triesterviertel/GedankenInhaltsVerzeichnis beim Thema „KInder-Eltern-Großeltern“

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