Am 26.9.2018 erhielt auch unser Verein „triesterviertel.at“ folgende Einladung von der Bildungsgrätzlbeauftragten der Stadt Wien:
Vorbemerkung von Helga und Fritz Endl: Wir freuen uns sehr, dass die Stadtverwaltung unser Grätzl in dieser Weise unterstützt. Unsere Hoffnung besteht auch darin, dass jenes im „Bildungsgrätzl Triesterviertel“ zuletzt genannte „Kriterium“ an zentraler Stelle stehen möge, nämlich „gemeinsam(e) Kommunikationsformen und Kommunikationsstrukturen zu schaffen“. Dabei wäre es aus unserer Sicht wichtig, wenn ALLE gewählten politischen Fraktionen der Bezirksvertretung gleichermaßen einbezogen werden, um von Beginn an mitgestalten zu können.
Sehr geehrte Pädagoginnen und Pädagogen,
sehr geehrte Interessierte am Bildungsgrätzl!
Es ist wichtig und wertvoll, dass es im Bezirk Bildungseinrichtungen wie Ihre gibt. Kindergärten, Volksschulen, höher bildende Schulen sowie außerschulische Bildungsinstitutionen bieten den Menschen im Stadtteil die notwendige Palette an Bildungsangeboten.
Ein Bildungsgrätzl funktioniert ähnlich wie ein Schulcampus: Verschiedene Bildungsanbieter ergänzen und unterstützen sich, bereichern die jeweils anderen Angebote. Für SchülerInnen, LehrerInnen, Verwaltende und für den Stadtteil entsteht ein Mehrwert, eine Erleichterung oder auch neue Chancen. In vielen anderen Grätzln Wiens profitieren die Menschen von solchen neuen Kooperationen.
Wir, die Bezirksvorstehung Favoriten, die Bezirksinspektorin der Pflichtschulen und die Bildungsgrätzlbeauftragte der Stadt Wien laden Sie zum Kick-Off ein:
Überlegen Sie gemeinsam mit VertreterInnen anderer Bildungseinrichtungen und mit uns, wie ein Bildungsgrätzl im Triesterviertel aussehen könnte! Welche Chancen können sich durch neue und intensivere Kooperationen ergeben? Wie können Sie sich gegenseitig unterstützen?
Am 12.10.2018 von 10-12 Uhr In der Bezirksvorstehung Favoriten
Es ist uns ein großes Anliegen, dass Ihre Bildungseinrichtung vertreten ist. Um den Workshop gut planen zu können, bitten wir um eine kurze Teilnahmebestätigung unter dunja.gharwal@wien.gv.at.
Auf den nächsten Seiten finden Sie mehr Infos und Rahmenbedingungen zum Bildungsgrätzl-Angebot der Stadt Wien.
„Bildungsgrätzl“ beschreibt den Wiener Weg eines stadtteilbezogenen Bildungsmanagement.
Übergreifende Ziele und damit verbundene zentrale Handlungsfelder sind
• Erhöhung von Bildungsbeteiligung und Verbesserung der Zugänge zu Bildung
• Verbesserung der Übergänge zwischen einzelnen Bildungsphasen (Übergangsmanagement)
• Verbesserung der Transparenz von Bildungsangeboten (Bildungsberatung)
• Verbesserung der Angebotsstrukturen im Sinne einer stärkeren Bedarfsorientierung – Kohärenz des Bildungswesens (im Stadtteil) stärken
• Stärkung der Beschäftigungsfähigkeit
• Stärkung der demokratischen Kultur und Teilhabe
„Lernen vor Ort – Lernen am Ort“
Der Bildungserfolg wird auch durch die Voraussetzungen beeinflusst, den ein junger Mensch im Stadtteil vorfindet. Die lokale Bildungslandschaft bildet den Hintergrund für das Lernen vor Ort:
Ob informelles Lernen in der Familie, frühes Lernen in Nachbarschaft und im Kindergarten, non-formales Lernen in Kultur und Freizeit, formales Lernen in Schule und Ausbildung – der Stadtteil und seine Strukturen entscheiden wesentlich mit über Bildungschancen und Bildungsgerechtigkeit.
Der Stadtteil ist somit ein Handlungsfeld der Bildungspolitik. Bildung findet in sehr vielfältigen Zusammenhängen und an unterschiedlichsten Orten im Stadtteil statt. Bildung beschränkt sich keineswegs auf formale und non-formale Bildungseinrichtungen. Dementsprechend sind formale, non-formale und informelle Bildungs- und Entwicklungssettings gleichermaßen ins Blickfeld zu nehmen und Bildung stärker als Querschnittsthema zu berücksichtigen. Damit das Lernen im gesamten Lebenslauf erfolgreich sein kann, müssen die Bildungsangebote eines Stadtteils wie ein stimmiges, integriertes System aufeinander bezogen und abgestimmt sein.
Gleichzeitig haben Bildung und Bildungseinrichtungen auch eine Schlüsselrolle für die Entwicklung von Stadtteilen. Die Bedeutung von Bildung für den sozialen Zusammenhang und die Lebensqualität im Stadtteil ist hoch.
Bereits seit 2009 geht die Stadt Wien mit dem Bildungscampusmodell den Weg des kooperativen, vernetzten und institutionenübergreifenden Lernens. Kinder verschiedenster Altersstufen können ganztägig und ganzjährig von einem umfassenden Bildungsangebot auf lokaler Ebene – im Grätzl – profitieren. Kindergarten, Schule, gemeinsame Bildung und Betreuung von Kindern mit Behinderungen, Zusatzangebote wie elementares Musizieren (ELEMU) werden bereits vielfach an Wiener Campusstandorten angeboten.
Der Erfolg dieses Bildungsmodells liegt in der Zusammenarbeit und Kooperation über Institutionengrenzen hinweg, zum Vorteil aller am Bildungsprozess beteiligten Menschen – ist jedoch nicht auf die speziellen Bildungscampusstandorte beschränkt.
Die grundlegende Idee des Campus kann auch auf den Stadtteil umgelegt werden.
Bildungsgrätzl sollen als stadtteilorientierte Bildungslandschaft die Wirkung von Bildungsarbeit erhöhen und zugleich positiv auf das Zusammenleben in Stadtteilen zurückwirken, in dem Lernen als Bestandteil des Lebens im Stadtteil sichtbar und insbesondere die Leistungen und das Engagement der AkteurInnen wertgeschätzt wird.
Das Bildungsgrätzl ist ein verlässliches, qualitätsvolles und kontinuierliches Bildungsangebot in der unmittelbaren Umgebung des Lebensmittelpunktes der Kinder und Jugendlichen.
Bildungsgrätzl sind auf Dauer angelegte, professionell gestaltete, auf gemeinsames planvolles Handeln abzielende lokale Netzwerke zum Thema Bildung, die ausgehend von der Perspektive des lernenden Kinds formale Bildungsorte und informelle Lebenswelten umfassen.
Bildungsgrätzl sind Orte organisierter elementarpädagogischer, schulischer und außerschulischer Bildung bieten aber auch Freiräume und Strukturen für Bildung und Lernen in anderer Form. In diesem Verständnis können alle Akteure auch außerhalb des engeren Bildungsbereichs zum Impulsgeber für die Entwicklung eines Bildungsgrätzls werden.
Bildungsgrätzl entstehen als Kooperation von Schulen und Elementarpädagogik sowie außerschulischen Bildungseinrichtungen und anderen PartnerInnen (z.B. Jugendarbeit, Büchereien, Vereine und Communities, Unternehmen und Betrieben).
In einem Bildungsgrätzl werden gemeinsame Ziele der Bildungspartner eines Stadtteils erarbeitet. In der Arbeit der Bildungspartner werden die „Grenzen der Organisationen“ überwunden.
Grundprinzipien von Bildungsgrätzln
• Offenheit: Die Offenheit und Vernetzung aller Lernangebote ist das oberste Grundprinzip der Wiener Bildungsgrätzl. Ab sofort gilt: Schule ist dort, wo SchülerInnen etwas lernen – und das kann überall sein.
• Grundkompetenzen: Die Wiener Bildungsgrätzl sind offene Strukturen mit großen Freiräumen. Diese Vielfalt braucht ein gemeinsames Fundament – die „Grundkompetenzen“. Das sind jene Lern- und Wissensinhalte, deren Vermittlung wir allen SchülerInnen in Wien garantieren.
• Dreisprachigkeit: Die Sprachförderung ist eine zentrale Aufgabe der Wiener Bildungsgrätzl. Das Ziel dabei lautet: Dreisprachigkeit. Gutes Deutsch, gutes Englisch und die Kenntnis einer dritten Sprache sind Schlüsselqualifikationen – sowohl für das Miteinander in Wien als auch für unseren Wirtschaftsstandort.
• Empowerment: Das wichtigste Lernziel der Bildungsgrätzl lautet: Selbstständigkeit. Darum setzen wir auf neue, autonome Strukturen. Denn nur in einem mündigen System kann die Fähigkeit gefördert werden, selbstbestimmt zu handeln.
• Inklusion: Inklusion durch individuelle Förderung ist ein Prinzip der Wiener Bildungsgrätzl. Als vielfältige Netzwerke bieten sie neue Möglichkeiten, um besser auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von Kindern eingehen zu können.
• Geschlechterrollen: Wiener Kinder sollen gesunde, selbstbewusste und verantwortungsvolle Menschen werden. Ein Selbstwertgefühl zu entwickeln, das nicht auf der Abwertung von Anderen basiert, ist ein unverzichtbarer Teil davon. Deshalb ist das einer der Schwerpunkte in den Wiener Bildungsgrätzln.
• Soziale Gerechtigkeit: Die Entfaltung von Fähigkeiten darf keine Frage der Herkunft sein. Darum durchbrechen die Wiener Bildungsgrätzl die bürokratischen Mauern unseres Bildungssystems – und die damit verbundene Vererbung von Bildung. Auch der Mitteleinsatz orientiert sich am sozialen Bedarf.
Kriterien eines Bildungsgrätzl
Ein Bildungsgrätzl besteht aus mindestens einer Schule und einem weiteren institutionellen Bildungspartner (z.B. Kindergarten, Bücherei, Jugendzentrum, …)
Die Bildungspartner eines Bildungsgrätzl verständigen sich über gemeinsame inhaltlich-pädagogische Ausrichtungen und Profile (z.B. pädagogische Leitlinien und Schwerpunkte) und setzen gemeinsame Projekte um.
Die Bildungseinrichtungen arbeiten an einer Verbesserung der Übergänge zwischen einzelnen Bildungsphasen (Übergangsmanagement zwischen KG, VS, NMS) und bieten auch Bildungsberatung an.
Die Bildungseinrichtungen arbeiten an einem gemeinsamen Raum- und Ressourcenmanagement und bieten flexible Mehrfachnutzungen an. Die vorhandenen Raumressourcen werden dadurch besser genutzt.
Partner eines Bildungsgrätzl sind offen gegenüber weiteren Bildungspartnern (z.B. private Vereine).
Im Bildungsgrätzl wird versucht die Sichtbarkeit von Bildung im Stadtteil zu erhöhen.
Im Bildungsgrätzl wird versucht, die Kooperationen zwischen Landes- und Bundesschulen zu verbessern.
Für das Bildungsgrätzl werden gemeinsame Kommunikationsformen und Kommunikationsstrukturen geschaffen.
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Zum Thema passende frühere Beiträge:
https://fritzendl.wordpress.com/2015/11/30/wo-ist-der-zentralverein-der-wiener-lehrerschaft/
https://fritzendl.wordpress.com/2017/03/31/das-wiener-bildungsgraetzl/
https://fritzendl.wordpress.com/2017/07/29/wiener-bildungsgraetzl-im-triesterviertel/
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